Jupiter ist weiterhin das hellste Gestirn des Nachthimmels
Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Himmelsüberblick
In diesem Monat ist die Orientierung am Nachthimmel für Einsteiger besonders leicht. Gegen 23 Uhr braucht man nur steil nach oben in Richtung Zenit zu schauen, um die sieben hellsten Sterne des Großen Bären zu finden. Südlich davon erstreckt sich das Sternbild Löwe. Ein großes Sterntrapez deutet den Rumpf an. Sein hellster Stern Regulus ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern dieses Dreiecks ist Arktur im Bootes, und der dritte Spica in der Jungfrau. Hat man das Dreieck ausgemacht, so wird man sich relativ schnell zurechtfinden. Hoch im Westen sind die Zwillinge zu sehen, und zwischen den Zwillingen und dem Löwen befindet sich das Sternbild Krebs, das ziemlich schwierig zu erkennen ist. Zur Zeit aber steht gerade dort der strahlend helle Jupiter. Im Nordwesten ist der Ringplanet Saturn im Sternbild Stier noch zu sehen.
Sternbild des Monats: Großer Bär
Die griechische Mythologie erzählt von
der wunderschöne Nymphe
Kallisto, die im Gefolge der Jagdgöttin Artemis in der Mitte des
Peloponnes lebte. Der Göttin hatte sie geschworen, jungfräulich
wie diese zu bleiben. Aber ihre Schönheit wurde ihr zum
Verhängnis, denn Zeus, der Vater aller Götter, hatte sich
in sie verliebt. Um ihr näher zu kommen, nahm er die Gestalt von
Artemis an. Kallisto küsste sie, durchschaute aber bald sein
falsches Spiel und wehrte sich, jedoch vergeblich. Aus Angst, von
Artemis verstoßen zu werden, versteckte sie sich tief im Wald,
wo sie nach dem zehnten Vollmond ein Kind von Zeus gebar, dem sie den
Namen Arkas gab. Die eifersüchtige Gattin des Zeus, die Göttin
Hera, sann auf Rache. Nach der Geburt des Kindes spürte sie die
Nymphe im Wald auf, und als Strafe für ihre Schönheit
verwandelte sie Kallisto in eine große Bärin. Fünfzehn
Jahre vergingen, und inzwischen war Arkas zu einem kräftigen
Jüngling herangewachsen. Als er eines Tages mit seinen
Jagdhunden in den Wald ging, traf er an einem Brunnen auf die große
Bärin. Tief in ihrem Herzen erkannte Kallisto ihren Sohn Arkas.
Sie ging langsam auf ihn zu. Aber der Jüngling, der nichts von
dem Schicksal seiner Mutter ahnte, fürchtete sich vor dem großen
Tier. Er holte mit seiner Keule aus und wollte es erschlagen. Doch
der allwissenden Zeus verhinderte dieses Unglück und erhob sie
alle zusammen als Sternbilder an den nördlichen Himmel: Kallisto
als den großen Bären und ihren Sohn Arkas als den
Bärenhüter Bootes.
Mond und Planeten
Im April beginnt der Mondlauf mit Neumond. Die zunehmende Phase dauert
bis zum 16., an dem der Mond bei Sonnenuntergang als Vollmond aufgeht
und die ganze Nacht sichtbar ist.
Jupiter ist weiterhin das hellste punktförmige "Gestirn" des
Nachthimmels; nur Sonne, Mond und Venus (derzeit Morgenstern)
übertreffen ihn an Helligkeit. Er befindet sich im Sternbild
Krebs nahe dem offenen Haufen Praesepe (lat. Krippe), ein hübscher
Anblick im Feldstecher.
Merkur
kann in der ersten Monatshälfte am Abendhimmel gefunden werden.
Beste Gelegenheit zur Sichtbarkeit ergibt sich um den 10., etwa 30
Minuten nach Sonnenuntergang. Am 16. erreicht Merkur mit knapp 20
Grad seine größte Winkeldistanz zur Sonne, das sind
immerhin 40 scheinbare Monddurchmesser. Ab dem 26. eilt Merkur wieder
auf die Sonne zu, die er am 7. Mai erreichen wird: Es kommt zu einem
seltenen Merkurtransit vor der Sonnenscheibe (siehe Monatsthema Mai)!
Mars
ist Planet der zweiten Nachhälfte. Seine Aufgänge verfrühen
sich von 4 Uhr (Sommerzeit!) am Monatsanfang auf 3 Uhr am Monatsende.
Die Erde eilt dem Mars auf ihrem Weg um die Sonne hinterher, kommt
ihm Monat für Monat näher und wird ihn im August überholen
(Opposition zur Sonne). Bis dahin nimmt seine Helligkeit weiter
zu.
Saturn
hält sich weiterhin im Wintersternbild Stier auf, ist demnach
ein Objekt für die Zeit vor Mitternacht. Im Vergleich mit
Aldebaran leuchtet er deutlich gelblicher.
Uranus,
Neptun und Pluto sind derzeit nicht beobachtbar.
Urknall, beschleunigte Expansion und "der große Riss"
Bevor 1920 glaubte man, dass das Weltall (der Kosmos) ewig, unendlich und
unveränderlich wäre. Dieses Bild hat sich in den
zurückliegenden 80 Jahren durchgreifend gewandelt. Es war Edwin
Hubble, der in den 1920er Jahren die Expansion des Kosmos als erster
maß und begriff. Er stellte fest, dass alle Galaxien
(Milchstraßen-ähnliche Systeme) sich voneinander mit
großer Geschwindigkeit entfernen. Die
konsequente Verfolgung dieser immer und immer wieder bestätigten
Messungen führte fast zwangsläufig auf einen punktförmigen
Ursprung des Universums: eine winzige Kugel, bestehend aus der
unvorstellbar dicht komprimierten Energie des gesamten Kosmos, die
vor 13.7 Milliarden Jahren plötzlich explodierte.
Dieses Ereignis bezeichnet man als Urknall oder "Big Bang".
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden "Reliquien"
des Urknalls gefunden, die diese Theorie
weiter untermauern: Es waren dies die Entdeckung der kosmischen
Hintergrundsstrahlung (60er Jahre) und das Vorhandensein von
Lithium in alten Sternen, das als "Mitgift" des Urknalls
interpretiert wird (80er Jahre).
Ende der 90er Jahre kamen die ersten Hinweise auf, dass die kosmische
Expansion mitnichten gebremst verläuft, wie man es eigentlich
erwartet hatte, da die Gravitation zwischen den Massen im Kosmos
immer anziehend und der Expansion entgegen wirkt. Seit wenigen Jahren
gilt es als gesichert, dass Materie im herkömmlichen Sinn nicht
das Gros der Größe bildet, die die Expansion bestimmt.
Vielmehr scheint es eine so genannte dunkle Energie zu geben, die den
Kosmos auseinander treibt und dessen Schicksal beherrscht. Die
physikalische Natur und Bedeutung dieser Energie ist allerdings
weitgehend unerforscht.
Wie das Schicksal des Kosmos letztendlich aussieht, weiß heuer noch
niemand im Detail. Das Universum scheint aber so eingerichtet zu
sein, dass die Expansion ewig fortwährt. Kürzlich wurde
spekuliert, dass die beschleunigte Expansion den Kosmos und all seine
Bestandteile eines Tages in Stücke reißen wird, was im
englischen Sprachraum als "the big rip" bezeichnet wird.
Ob in dieser fernen Zukunft (2 Billionen Jahren)
noch Menschen existieren werden, bleibt jedoch nicht minder
ungeklärt!
Informationen
Am 7. Mai kommt es zu einem seltenen Merkurtransit vor der
Sonnenscheibe.Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet
an diesen Tag zwischen 9:00 und 13:00 Uhr die Möglichkeit an, mit zwei
Teleskope diesen Transit zu beobachten. Die Veranstaltung ist
kostenlos. Es wird jedoch gebeten, sich zwischen 12:00 und 16:00 Uhr
unter 06221- 509206 anzumelden.