Der Sternhimmel im April

Jupiter ist weiterhin das hellste Gestirn des Nachthimmels

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn



Himmelsüberblick

In diesem Monat ist die Orientierung am Nachthimmel für Einsteiger besonders leicht. Gegen 23 Uhr braucht man nur steil nach oben in Richtung Zenit zu schauen, um die sieben hellsten Sterne des Großen Bären zu finden. Südlich davon erstreckt sich das Sternbild Löwe. Ein großes Sterntrapez deutet den Rumpf an. Sein hellster Stern Regulus ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern dieses Dreiecks ist Arktur im Bootes, und der dritte Spica in der Jungfrau. Hat man das Dreieck ausgemacht, so wird man sich relativ schnell zurechtfinden. Hoch im Westen sind die Zwillinge zu sehen, und zwischen den Zwillingen und dem Löwen befindet sich das Sternbild Krebs, das ziemlich schwierig zu erkennen ist. Zur Zeit aber steht gerade dort der strahlend helle Jupiter. Im Nordwesten ist der Ringplanet Saturn im Sternbild Stier noch zu sehen.


Sternbild des Monats: Großer Bär

Großer Bär Die griechische Mythologie erzählt von der wunderschöne Nymphe Kallisto, die im Gefolge der Jagdgöttin Artemis in der Mitte des Peloponnes lebte. Der Göttin hatte sie geschworen, jungfräulich wie diese zu bleiben. Aber ihre Schönheit wurde ihr zum Verhängnis, denn Zeus, der Vater aller Götter, hatte sich in sie verliebt. Um ihr näher zu kommen, nahm er die Gestalt von Artemis an. Kallisto küsste sie, durchschaute aber bald sein falsches Spiel und wehrte sich, jedoch vergeblich. Aus Angst, von Artemis verstoßen zu werden, versteckte sie sich tief im Wald, wo sie nach dem zehnten Vollmond ein Kind von Zeus gebar, dem sie den Namen Arkas gab. Die eifersüchtige Gattin des Zeus, die Göttin Hera, sann auf Rache. Nach der Geburt des Kindes spürte sie die Nymphe im Wald auf, und als Strafe für ihre Schönheit verwandelte sie Kallisto in eine große Bärin. Fünfzehn Jahre vergingen, und inzwischen war Arkas zu einem kräftigen Jüngling herangewachsen. Als er eines Tages mit seinen Jagdhunden in den Wald ging, traf er an einem Brunnen auf die große Bärin. Tief in ihrem Herzen erkannte Kallisto ihren Sohn Arkas. Sie ging langsam auf ihn zu. Aber der Jüngling, der nichts von dem Schicksal seiner Mutter ahnte, fürchtete sich vor dem großen Tier. Er holte mit seiner Keule aus und wollte es erschlagen. Doch der allwissenden Zeus verhinderte dieses Unglück und erhob sie alle zusammen als Sternbilder an den nördlichen Himmel: Kallisto als den großen Bären und ihren Sohn Arkas als den Bärenhüter Bootes.


Mond und Planeten

Im April beginnt der Mondlauf mit Neumond. Die zunehmende Phase dauert bis zum 16., an dem der Mond bei Sonnenuntergang als Vollmond aufgeht und die ganze Nacht sichtbar ist.
Jupiter ist weiterhin das hellste punktförmige "Gestirn" des Nachthimmels; nur Sonne, Mond und Venus (derzeit Morgenstern) übertreffen ihn an Helligkeit. Er befindet sich im Sternbild Krebs nahe dem offenen Haufen Praesepe (lat. Krippe), ein hübscher Anblick im Feldstecher.
Merkur kann in der ersten Monatshälfte am Abendhimmel gefunden werden. Beste Gelegenheit zur Sichtbarkeit ergibt sich um den 10., etwa 30 Minuten nach Sonnenuntergang. Am 16. erreicht Merkur mit knapp 20 Grad seine größte Winkeldistanz zur Sonne, das sind immerhin 40 scheinbare Monddurchmesser. Ab dem 26. eilt Merkur wieder auf die Sonne zu, die er am 7. Mai erreichen wird: Es kommt zu einem seltenen Merkurtransit vor der Sonnenscheibe (siehe Monatsthema Mai)!
Mars ist Planet der zweiten Nachhälfte. Seine Aufgänge verfrühen sich von 4 Uhr (Sommerzeit!) am Monatsanfang auf 3 Uhr am Monatsende. Die Erde eilt dem Mars auf ihrem Weg um die Sonne hinterher, kommt ihm Monat für Monat näher und wird ihn im August überholen (Opposition zur Sonne). Bis dahin nimmt seine Helligkeit weiter zu.
Saturn hält sich weiterhin im Wintersternbild Stier auf, ist demnach ein Objekt für die Zeit vor Mitternacht. Im Vergleich mit Aldebaran leuchtet er deutlich gelblicher.
Uranus, Neptun und Pluto sind derzeit nicht beobachtbar.


Urknall, beschleunigte Expansion und "der große Riss"

Bevor 1920 glaubte man, dass das Weltall (der Kosmos) ewig, unendlich und unveränderlich wäre. Dieses Bild hat sich in den zurückliegenden 80 Jahren durchgreifend gewandelt. Es war Edwin Hubble, der in den 1920er Jahren die Expansion des Kosmos als erster maß und begriff. Er stellte fest, dass alle Galaxien (Milchstraßen-ähnliche Systeme) sich voneinander mit großer Geschwindigkeit entfernen. Die konsequente Verfolgung dieser immer und immer wieder bestätigten Messungen führte fast zwangsläufig auf einen punktförmigen Ursprung des Universums: eine winzige Kugel, bestehend aus der unvorstellbar dicht komprimierten Energie des gesamten Kosmos, die vor 13.7 Milliarden Jahren plötzlich explodierte. Dieses Ereignis bezeichnet man als Urknall oder "Big Bang".
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden "Reliquien" des Urknalls gefunden, die diese Theorie weiter untermauern: Es waren dies die Entdeckung der kosmischen Hintergrundsstrahlung (60er Jahre) und das Vorhandensein von Lithium in alten Sternen, das als "Mitgift" des Urknalls interpretiert wird (80er Jahre).
Ende der 90er Jahre kamen die ersten Hinweise auf, dass die kosmische Expansion mitnichten gebremst verläuft, wie man es eigentlich erwartet hatte, da die Gravitation zwischen den Massen im Kosmos immer anziehend und der Expansion entgegen wirkt. Seit wenigen Jahren gilt es als gesichert, dass Materie im herkömmlichen Sinn nicht das Gros der Größe bildet, die die Expansion bestimmt. Vielmehr scheint es eine so genannte dunkle Energie zu geben, die den Kosmos auseinander treibt und dessen Schicksal beherrscht. Die physikalische Natur und Bedeutung dieser Energie ist allerdings weitgehend unerforscht.
Wie das Schicksal des Kosmos letztendlich aussieht, weiß heuer noch niemand im Detail. Das Universum scheint aber so eingerichtet zu sein, dass die Expansion ewig fortwährt. Kürzlich wurde spekuliert, dass die beschleunigte Expansion den Kosmos und all seine Bestandteile eines Tages in Stücke reißen wird, was im englischen Sprachraum als "the big rip" bezeichnet wird. Ob in dieser fernen Zukunft (2 Billionen Jahren) noch Menschen existieren werden, bleibt jedoch nicht minder ungeklärt!


Informationen

Am 7. Mai kommt es zu einem seltenen Merkurtransit vor der Sonnenscheibe.Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet an diesen Tag zwischen 9:00 und 13:00 Uhr die Möglichkeit an, mit zwei Teleskope diesen Transit zu beobachten. Die Veranstaltung ist kostenlos. Es wird jedoch gebeten, sich zwischen 12:00 und 16:00 Uhr unter 06221- 509206 anzumelden.