Der Sternhimmel im April
Saturn erobert die April-Nächte
Dr. Cecilia Scorza de Appl
Haus der Astronomie Heidelberg
und Rahel Heule
Redaktion „Sterne und Weltraum“,
Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg
1. Himmelsüberblick
In diesem Monat ist die Orientierung am Nachthimmel für Einsteiger besonders einfach. Gegen 22 Uhr braucht man nur steil nach oben in Richtung Zenit zu schauen, um die sieben hellsten Sterne des Großen Bären zu finden. Südlich davon erstreckt sich das Sternbild Löwe. Ein großes Sterntrapez deutet den Rumpf dieses Tieres, ein kleineres etwas nach rechts oben versetzt, den Kopf an. Sein hellster Stern Regulus ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern dieses Dreiecks ist Arktur im Bootes, und der dritte Spica in der Jungfrau. Hat man das Dreieck gesichtet, so wird man sich relativ schnell zurechtfinden. Hoch im Westen sind die Zwillinge zu sehen, und zwischen den Zwillingen und dem Löwen befindet sich das Sternbild Krebs, das ziemlich unscheinbar ist. Hier kann man jedoch mit Ferngläsern den wunderschönen offenen Sternhaufe Praesepe (die Krippe, M44) gesichtet werden.
2. Sternbild des Monats: Jungfrau
Die
griechische Mythologie erzählt von der wunderschönen
Persephone, der Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, wie sie
eines Tages zusammen mit Freundinnen auf einer Wiese Blumen pflückte.
Persephone bewunderte gerade eine wunderschöne Narzisse, als sich
neben ihr die Erde auftat, ohne dass sie es bemerkte. Aus dem
Erdspalt kam Hades, der Herrscher des Reichs der Schatten, in einem
Wagen herauf gefahren. Er entführte Persephone und verschwand mit
ihr in die Tiefe der Erde. Das Mädchen rief nach seiner Mutter,
diese konnte ihre Tochter jedoch nicht hören und nirgendwo finden.
Von Helios, dem Sonnengott, erfuhr sie schließlich von der
Entführung. Zornig wandte sie sich an Zeus, den Vater aller Götter,
und verlangte nach ihrer Tochter. Dieser entschied dann, dass
Persephone einen Teil des Jahres als Hades Frau in der Unterwelt und
den anderen Teil bei ihrer Mutter auf der Erde verbringen sollte.
Herbst und Winter verbringt Persephone nun, beweint von ihrer Mutter,
in der Unterwelt. Doch, sobald sie als Sternbild Jungfrau am Himmel
sichtbar wird, kündigt sie den Frühling und das Erwachen des Lebens
an.
3. Mond- und Planetenlauf
Neumond ist am 3.4, Vollmond am 11.4. Merkur steht am 9.4 in unterer Konjunktion zur Sonne, daher bleibt er im April unsichtbar. Venus als Morgenstern bereitet ihren Abgang von der Himmelsbühne vor. Mars steht nach seiner Konjunktion zur Sonne am 4. Februar immer noch zu dicht am Tagesgestirn für eine Beobachtung. Jupiter befindet sich auch in Konjunktion zur Sonne und lässt sich deshalb nicht beobachten. Saturn ist der „Star“ des Nachthimmels, den am 3. April durchläuft er die Opposition. Uranus und Neptun sind auch beide zu Nah an der Sonne um beobachtet zu werden.
4. Ein prächtiger Nebel in reflektiertem Licht
Gestreutes Sternlicht verleiht dem Reflexionsnebel Messier 78 im Sternbild Orion einen bläulichen Glanz. Er steht im Zentrum des hier gezeigten Bildes, das mit dem 2,2-Meter-Teleskop am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile entstand. Der 1600 Lichtjahre entfernte Nebel befindet sich im Sternbild Orion oberhalb des linken Gürtelsterns des Himmelsjägers. Er gilt als Paradebeispiel für andere Reflexionsnebel. Die im Bild erkennbaren bläulichen Schattierungen sind typisch für Reflexionsnebel: Die kleinen Staub-partikel der Nebelwolke streuen die Lichtstrahlen der Sterne. Der blaue Glanz entsteht, weil Licht mit kleineren Wellenlängen, also blaues Licht, effektiver gestreut wird als rotes Licht, dessen Wellenlängen größer sind. Ein dichtes Band aus Staub durchzieht die Aufnahme von links oben nach rechts unten und verdunkelt den Himmelshintergrund. In der rechten unteren Bildecke lassen sich rosafarbene Strukturen erkennen. Sie zeugen von Materieströmen, die von frisch geborenen, noch in dichten Staubwolken verborgenen Sternen ausgehen. Wesentliche Energielieferanten für Messier 78 sind zwei helle Sterne, HD 38563A und HD 38563B. Der Nebel beherbergt aber noch viel mehr Sterne, darunter 45 massearme junge Sterne, die weniger als zehn Millionen Jahre alt sind. Im Inneren dieser so genannten T-Tauri-Sterne ist die Temperatur noch so niedrig, dass kein Wasserstoffbrennen stattfindet. Sie sind noch von dichten Staubscheiben umgeben, in denen sich möglicherweise gerade Planeten bilden. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich der Nebelkomplex von Messier 78 deutlich verändert. Die am unteren Bildrand sichtbare fächerförmige Erscheinung war im Februar 2004 vom erfahrenen Amateurastronomen Jay McNeil entdeckt worden. Sie taucht an einer Stelle auf, wo auf früheren Bildern meist nichts zu sehen war. Das helle Objekt ist mittlerweile als stark veränderlicher Reflexions-nebel um einen jungen Stern identifiziert worden und nun bekannt als »McNeils Nebel«. Pressemitteilung der ESO vom 16. Februar 2011
INFO
Astronomieworkshops für die Schule: Die Astronomieschule e.V. am Haus der Astronomie bietet wöchentliche Astronomieworkshops für alle Schulklassen sowie Lehrerberatung für Schulprojekte an. Nähere Information, Anfragen und Anmeldung erfolgen unter www.astronomieschule.org.
Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de