Der Sternhimmel im August

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn



Himmelsüberblick

Der Sommersternhimmel entfaltet im August seinen vollen Glanz. Hoch im Süden dominiert das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler den Himmel. Das Sternbild der Leier befindet sich in Zenitnähe, und daneben ist das markante Sternenkreuz des Schwans zu sehen: Mit ausgebreiteten Flügeln fliegt er in südwestlicher Richtung durch die Milchstraße, die sich als schimmerndes Band über den Himmel zieht. Südlich des Schwans schließen sich die Sternbilder Adler und Pfeil an, gefolgt vom Schützen.


Sternbild des Monats: Schwan

Schwan Die griechischen Quellen erzählen uns von der wunderschönen Königin Leda. Sie war die Gattin des Tyndareus, des Königs von Lakedämonien. Als Leda eines Tages im Fluss badete, wurde Zeus auf sie aufmerksam. Zunächst glaubte er, sie sei eine Göttin, die sich auf die Erde gewagt hätte, so schön war sie. Zeus verliebte sich sofort in sie. Um ihr näher zu kommen, verwandelte er sich in einen schneeweißen Schwan. Er schwamm auf die Badende zu und umhüllte sie mit seinem Federkleid. Bald darauf bekam die schöne Königin Zwillinge, die sie Castor und Pollux nannte. Der wahre Vater von Pollux war Zeus, und deshalb war dieses Kind unsterblich. Da Castors Vater aber Ledas Gemahl war, war er wie alle Menschen sterblich. Die Zwillinge wurden durch ihre Taten berühmt und wurden, wie auch der Schwan, in Sternbilder verwandelt.


Mond und Planeten

Der Mond ist am 5. des Monats neu, am 19. voll. Da er sich am selben Tag in Erdnähe befindet und im Sommer stets tief steht, erscheint er uns ausgesprochen groß. Merkur kommt am 6. in untere Konjunktion mit der Sonne und bleibt somit am Taghimmel unsichtbar. Venus ist weiterhin Abendstern, aber noch nicht sehr auffällig. Sie geht bereits ein und eine halb Stunden nach der Sonne unter. Mars nähert sich seiner Oppositionsstellung, was man an der kräftigen Helligkeitssteigerung bemerkt. Er kann im Fische gefunden werden. Jupiter ist hingegen vor Mitternacht im Sternbild Jungfrau zu sehen. Saturn ist diesen Monat nicht sichtbar. Uranus, Neptun und Pluto können von ambitionierten Amateuren mit entsprechendem Gerät beobachtet werden.


Sternschnuppen in August Der Meteorstrom Perseiden bestehen aus den Auflösungsprodukten des Kometen Swift-Tuttle, deren Bahn die Erde immer um den 12. August kreuzt. Der gesamte Aktivitätszeitraum der Perseiden erstreckt sich vom 17. Juli bis zum 24. August. Die Zahl der Meteore erreicht sein Maximum in der Nacht vom 12. auf 13. August. Hier sind bis zu ca. 110 Meteoren pro Stunde zu erwarten. Ihren Namen haben sie - wie alle Sternschnuppen-Schauer - durch das Sternbild, aus dem die Sternschnuppen zu kommen scheinen. Dieser Ausstrahlungspunkt oder auch Radiant liegt im Falle der Perseiden im Sternbild Perseus. Da ihr Erscheinen mit dem Namenstag des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, werden sie im Volksmund auch Laurentiustränen genannt. Die erste Sternschnuppen können bereits nach Eintritt der Dunkelheit (von 22:00Uhr) bis 4:00 Uhr beobachtet werden.


Die größten Strukturen im Kosmos

Auch wenn es der menschlichen Erfahrung widerspricht, gehen Astrophysiker heute davon aus, dass der Kosmos "homogen" und "isotrop" ist. Was bedeuten diese Fachausdrücke?
Milch, um eine alltäglichen Gegenstand heranzuziehen, ist heutzutage "homogenisiert", also homogen gemacht, was bedeutet, dass sie durchweg gleichmäßig dicht (und flüssig) ist.
"Isotrop" bedeutet, dass der betrachtete Gegenstand in alle Richtungen gleichartig ist. Milch ist nach diesen Definitionen also homogen und isotrop. Es gibt aber auch Fälle, wo nur eine von beiden Bedingungen erfüllt ist, so ist z.B. ein Ziegelmuster zwar homogen, aber nicht isotrop (Ziegel haben einen rechteckigen Grundriß, der zwei Richtungen auszeichnet). Für den Kosmos fordert man, dass beides erfüllt sei.
Wie kommt es nun, dass Astrophysiker glauben, der Kosmos sei homogen und isotrop, während wir in einer deutlich inhomogenen Welt leben? Die Überlegungen der Astrophysiker beziehen sich auf wahrlich astronomisch große Skalen. Tatsächlich weisen tiefe Durchmusterungen des Kosmos darauf hin, dass das Universum auf Skalen von mehreren 100 Millionen Lichtjahren erstaunlich homogen ist, allen lokalen Dichteballungen (Großdemonstrationen, Verkehrsstaus, Planeten, Sternen, Galaxien, Galaxienhaufen) zum Trotz.
Ein weiterer Beweis für diese These ist die Homogenität der Kosmischen Hintergrundsstrahlung, ein Relikt des Urknalls: Sie ist bis auf Hundertstel Promille homogen und isotrop. Interessanterweise haben sich aus diesen minimalsten Inhomogenitäten alle Strukturen des sichtbaren Kosmos gebildet.
Wenn man die großräumigen Strukturen des Kosmos untersucht, so stößt man auf gewaltige Strukturen: Ende der 1980er Jahre wurde die sogenannte Große Mauer gefunden, eine Ansammlung von Galaxienhaufen, die 600 Millionen Lichtjahre lang ist. Kürzlich wurde im Sloan Sky Survey eine noch größere Struktur entdeckt, die sich über eine Milliarde Lichtjahre erstreckt. Stehen diese Entdeckungen im Widerspruch mit den oben angestellten Überlegungen? Die Antwort ist nein, denn die Sloan-Durchmusterung ist so umfangreich und tief, dass man deutlich größere Strukturen hätte finden können. Ihre nun offenbarte Nichtexistenz deutet auf die erwartete Homogenität und Isotropie auf den größten Skalen hin. Gut, dass wir Menschen auch den Blick für kleinere Skalen haben, auf denen die Inhomogenitäten den Kosmos so interessant machen.


INFO

Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de