Der Sternhimmel im Dezember
Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Himmelsüberblick
Die Herbststernbilder und das Pegasusquadrat erscheinen nun gegen 19 Uhr im Westhimmel. Eine Ausnahme bleibt Perseus, der seinen Platz um den Zenit behält.
Die erste Wintersternbilder, Fuhrmann und Stier, sind über dem Osthorizont zu sehen. Bis Mitternacht folgen dann der Jäger Orion mit seinen Jagdhunden, der Große und der Kleine Hund, und das Sternbild Zwillinge. Das Wintersechseck, bestehend aus den hellen Sternen Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux im Sternbild Zwillinge, strahlt in seinem vollen Glanz. Der hellste Stern am Nachthimmel überhaupt ist jetzt zu sehen: Sirius (griech. seírios = der Flammende, heiss), das Auge des Großen Hundes. Dieser Stern hat ein strahlend helles, bläulich-weißes Licht, das so hell erscheint, weil er mit 8,6 Lichtjahren (81 Billionen km!) Entfernung relativ nahe an uns steht.
Das Sternbild Orion in Kulturvergleich
Der Name dieses Sternbildes bezieht sich auf den großen
griechischen Jäger Orion,
der einmal sich damit gebrüstet haben soll, der beste Jäger
der Welt zu sein und alle wilde Tiere der Erde töten zu können.
Dies wurde ihm von Gaia, die Erdgöttin, verübelt. So
schickte sie einen Skorpion aus, der Orion einen tödlichen Stich
zufügt. Zeus versetzt daraufhin beide an den Himmel. Wenn das
Sternbild Skorpion
im Osten in Sommer aufgeht, muss Orion den Himmel im Westen
verlassen. Dadurch stehen die beiden Rivalen niemals zusammen am Himmel!
Sonne, Mond und Planeten
Da die Sonne am 21. Dezember den südlichsten Punkt ihrer scheinbaren Jahresbahn durchläuft (Wintersonnenwende, astronomischer Winteranfang), steigt die tägliche Sonnenscheindauer auf der Nordhalbkugel ab dem 22. wieder an, die "Tage werden länger".
Die Neumondphase wird am Monatsersten erreicht, Vollmond entsprechend am 15. Dezember. Merkur erreicht am 12. seine größte (westliche) Winkeldistanz zur Sonne und ist demnach kurz vor Sonnenaufgang im Südosten zu sehen. Beste Gelegenheit den flinken Götterboten zu erspähen bieten sich zwischen dem 7. und 17., jeweils um 7 Uhr. Venus ist weiterhin Abend-„Stern“. Am Monatsanfang ist sie bis etwa 19 Uhr im Südwesten zu sehen, am Monatsende bestenfalls bis 18 Uhr. Mars ist weiterhin ein auffälliges Objekt am Abendhimmel, vom Morgenhimmel zieht er sich zunehmend zurück. Zu Silvester verschwindet er bereit um 3 Uhr früh in den horizontnahen Dunstschichten. Jupiter übernimmt die morgendliche Himmelsbühne vom Mars. Ab 5 Uhr kann man ihn im Osten sehen. Saturn nähert sich der Gegenscheinphase (Opposition zur Sonne) und ist somit fast die ganze Nacht sichtbar. Er steht zwischen Regulus im Löwen und den Zwillingssternen Castor und Pollux. Uranus kann noch in den Abendstunden aufgefunden werden, Neptun und Pluto sind derzeit nicht sichtbar.
Der Stern von Bethlehem als Konjunktion zweier Planeten
Was war der Stern von Bethlehem? Gab es er wirklich? Jahrhunderte haben Astronomen und Astrologen nach der Antwort dieser Frage gesucht. Noch heute gibt es den Versuch, biblische Beschreibungen mit dem von alten Völkern registrierte Himmelsereignisse zusammenzubringen um die Lösung zu finden. Der Stern als Kometen zu deuten war eine erste Idee, die keine astronomische Unterstützung fand: es wurde kein Komet in der römische Zeit besichtigt. Darüber galten Kometen eher als Unheilboten als Ankündiger von Königen. Auch wurde in der Zeit keine Supernova Explosion beobachtet. Die jüngste Theorie hat der Astronom Michael R. Molnar in das Buch "The Star of Bethlehem: The Legacy of the Magi" zusammengefasst. Nach einer ausführlichen Untersuchung von Münzenmotiven der Herodeszeit, Schriftquellen und astronomische Ereignisse (die sich Anhang von Computer reproduzieren lassen), kommt er zu den Entschluss, dass Jesus am 17 April, 6 v. Chr., zwei Jahre vor dem Tod Herodes, geboren wurde. Am den Tag erschien Jupiter im Osten als Morgenstern in Konjunktion mit Saturn (von der Erde aus gesehen, hinter einander) und der Mond im Zeichen Widder. Sehr wahrscheinlich konnte man beide Planeten mit bloßem Auge nicht trennen. Jupiter und Saturn sind schon alleine sehr helle Objekte; wenn sie zusammen an der gleichen Stelle stehen, ergibt sich ein sehr heller neuer "Stern". Der österreichische Astronom d´Occhieppo entdeckte im British Museum Keilschriften von babylonischen Priestern, die das astronomische Ereignis 6 v. Chr. beschreiben.
Nun, das Tier Widder ist ein Symbol des judischen Volkes, das immer wieder im Alttestament erwähnt wird. Deswegen zogen die drei weisen Priester (Könige) nach Israel. Das die Geburt Christi "6 v.Chr" geschah kann man wie folgt erklären: Unsere Jahreszählung geht auf den römischen Mönch Dionysus Exiguus zurück, der sich bei seinen Rückrechnungen 6 Jahren geirrt hat. Somit passen nach Molnar die historischen Eckdaten und das Treffen der Planeten Jupiter und Saturn im Widder überrein. Warum wir Christisgeburt am 24. Dezember feiern liegt daran, dass die frühen Christen den genauen Geburtstag nicht kannten und einen heidnischen Feiertag "der Geburt des Sol Invictus", der unbesiegbaren Sonne, adoptiert haben.
SAP Unterstützung für die Astronomieschule e.V.: Dank der
Unterstützung von SAP im Rahmen des Regionalen Engagement
Projekts, werden wir ab Dezember 2005 in der Lage sein, eine
große Anzahl unserer Workshops und Lehrerberatungen an Schulen
und Lehrer kostenlos anzubieten. Weitere Information unter HD 21681
(nur abends) oder cecilia.appl@abenteuer-astronomie.de.
Eine Einführung in die Himmelsorientierung für Familien bietet
Frau Scorza de Appl am Sonntag, den 11.12.05 um 15:30 Uhr im EXPLO
Heidelberg an (Technologiepark, im Neuenheimer Feld, Gebäude
582). Die Veranstaltung wird durch didaktische Spiele, eine
Jahreszeitenstation und das Basteln einer drehbaren Sternkarte für
die Himmelsorientierung begleitet.
Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de