Der Sternhimmel im Dezember

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn

Landessternwarte, Zentrum für Astronomie Heidelberg ZAH

Ruprecht-Karls-Universität



Himmelsüberblick

Die Herbststernbilder und das Pegasusquadrat erscheinen nun gegen 19 Uhr im Westhimmel. Eine Ausnahme bleibt Perseus, der seinen Platz um den Zenit behält. Die ersten Wintersternbilder, Fuhrmann und Stier, sind über dem Osthorizont zu sehen. Bis Mitternacht ist das Wintersechseck, bestehend aus den hellen Sternen Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux im Sternbild Zwillinge, zu sehen. Seit 2006 weiß man, daß Pollux von einem Planeten umkreist wird, der 3mal massenreicher als Jupiter ist. Der hellste Stern am Nachthimmel überhaupt ist jetzt zu sehen: Sirius (griech. seírios = der Flammende, heiss), das Auge des Großen Hundes. Dieser Stern hat ein strahlend helles, bläulich-weißes Licht, das so hell erscheint, weil er uns mit 8,6 Lichtjahren (86 Billionen km!) Entfernung relativ nahe steht.


Sternbild des Monats: Zwillinge

Zwillinge Einst lebte in Lacedämonien eine wunderschöne Frau. Ihr Name war Leda und sie war die Königin des Landes. Als Leda eines Tages im Fluss badete, wurde Zeus auf sie aufmerksam und verliebte sich in sie. Als schneeweißer Schwan verwandelt, schwamm Zeus auf die Badende zu und umhüllte sie mit seinem Federkleid. Bald darauf bekam die schöne Königin Zwillinge, die sie Castor und Pollux nannte. Der wahre Vater von Pollux war Zeus und deshalb war dieses Kind unsterblich. Da Castors Vater aber Ledas Gemahl war, war er wie alle Menschen sterblich. Als die beiden Brüder älter wurden, verliebten sie sich in die Zwillingsschwestern Phöbe und Ilaira. Doch von Kindheit an waren diese zwei anderen jungen Männer zur Heirat versprochen, die nun voller Eifersucht die Zwillingsbrüder zum Kampf herausforderten. Castor und Pollux versteckten sich schnell in einem hohlen Baum, um die wütenden Brüder zu täuschen. Doch einer der Angreifer entdeckte die Brüder sofort in ihrem Versteck und schleuderte mit aller Kraft seinen Speer. Der durchbohrte die Rinde des hohlen Baumes und traf Castor mitten ins Herz. Pollux fing seinen tödlich verwundeten Bruder auf, als dieser zusammenbrach. Schluchzend hielt er den sterbenden Castor in seinen Armen. „Oh Vater Zeus! Wie soll ich ohne meinen Bruder weiterleben? Lass mich mit Castor sterben!“, rief Pollux zu seinem Vater. Tief berührt von der Liebe, die Pollux für seinen Bruder empfand, brachte es Zeus nicht übers Herz, die beiden zu trennen. Deshalb versetzte er sie als Sternenpaar an den Himmel. Von Ende Dezember bis Mitte Mai sind sie dort unter den Unsterblichen sichtbar. Den Rest des Jahres verbringen sie im Reich der Toten und sind deshalb nicht zu sehen.


Sonnen-, Mond- und Planetenlauf

Die Sonne durchläuft am Morgen des 22. den südlichsten Punkt ihrer Jahresbahn, die Wintersonnenwende und der kürzeste Tag stehen uns ins Haus. Der diesjährige Weihnachtsabend fällt mit Vollmond zusammen, Neumond findet turnusgemäß 15 Tage früher statt. Venus ist weiterhin Morgenstern. Wer vor 7 Uhr morgens das Haus verläßt, sollte keine Schwieigkeiten haben, die strahelnd helle Schönheitsgöttin im Osten aufzufinden. Mars kommt, wie der Mond, am 24. im Gegenschein zur Sonne. Zufällig kommt es dabei sogar yu einer Bedeckung des Kriegsgottes durch den Erdtrabanten, und zwar zwischen ca. 4:45 und 5:10 Uhr am Morgen des 24. Jupiter verabschiedet sich zeitweise von der Himmelsbühne, während Saturn seine Sichtbarkeit weiter ausbaut. Er steht im Sternbild Löwe. Merkur ist diesen Monat nicht sichtbar, zum Auffinden der lichtschwachen Planeten Uranus und Neptun bedarf es amateurastronomischer Werkzeuge.


Thema des Monats: Holmes in aller Munde

Holmes Die Astronomie bietet nicht häufig Ereignisse, die völlig unvorhergesehen eintreten. Das liegt daran, dass sich die meisten kosmischen Objekte auf solch großen Zeitskalen entwickeln, dass sie auf Zeitskalen von Menschenleben fast unveränderlich erscheinen. Ab und an explodiert ein Stern als Supernova, ab und an erfreut uns ein Schweifstern mit seiner Präsenz.
Umso überraschender war es für die Astronomen, als der bekannte, vor 115 Jahren entdeckte Komet 17P/Holmes Ende Oktober plötzlich, innerhalb von zwei Tagen, eine Millionen Mal (!) heller wurde. Zwischenzeitlich war Holmes mit dem bloßen Auge sichtbar. Seine Coma dehnte sich in Folge einer Art Explosion derart aus, dass sie physikalisch größer wurde als die Sonne und in Langzeitbelichtungen auch größer als Sonne und Mond erschien. Was bewegt einen Kometen mit konstant siebenjähriger Periode dazu, im aktuellen Umlauf um die Sonne eine solche Show zu machen?
Nichts Genaues weiß man nicht, wie es im Volksmund heißt. Natürlich ist es prinzipiell möglich, dass Holmes von einem anderen Himmelskörper getroffen wurde; wahrscheinlich ist ein solches Szenario allerdings nicht. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass die Explosion im Zusammenhang mit physikalischen Prozessen steht, die entweder mit Kohlenmonoxid oder amorphem Eis zu tun haben. Sowohl die Sublimation von Kohlenmonoxid als auch die Umwandlung von amorphem (unstrukturiertem) Eis in kristallines Eis kann zu einer teilweisen Zerstörung des Kometen führen. Die Energie, die nötig ist, um diese Prozesse in Gang zu setzen, kommt von der Sonne. Dass die eigentliche Explosion nicht im sonnennächsten Punkt auftritt, kann mit schlechter Wärmeleitung des Kometenmaterials im Prinzip erklärt werden.
Wir können dankbar dafür sein, dass sich die Natur immer neue Phänomene ausdenkt, um unser Wissen auf die Probe zu stellen. Es ist von großer grundsätzlicher Bedeutung, dass gängige Theorien neue Beobachtungen ebenso beschreiben können wie die wohlbekannten. Natürlich sind es stets die neuen Entdeckungen, die die Wissenschaft so spannend machen.

INFO

Die Astronomieschule für Schüler und Lehrer an der Landessternwarte bietet mit freundlicher Unterstützung von SAP Astronomieworkshops für Schulklassen und Lehrerberatung für Schulprojekte an. Vereinbarung unter cscorza@lsw.uni-heidelberg.de

Führungen:Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de