Der Sternhimmel im Januar


Der Planet Mars strahlt im Sternbild Krebs



Dr. Cecilia Scorza de Appl

Landessternwarte (ZAH), Ruprecht-Karls-Universität

und Dr. Janine Fohlmeister

Redaktion „Sterne und Weltraum“,

Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg



1. Himmelsüberblick

Zu keiner anderen Jahreszeit ist der Sternenhimmel so reich an hellen Sternen wie im Winter und bietet deshalb seinen schönsten Anblick. Schaut man Anfang Januar gegen 23 Uhr fast senkrecht nach oben, entdeckt man einen gelblichen hellen Stern. Er wird Kapella genannt und ist der hellste Stern im Sternbild Fuhrmann. Zusammen mit Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux im Sternbild Zwillinge, bildet Kapella das sogenannte Wintersechseck. Sowohl Sirius als auch Prokyon sind relativ nahe Sterne: Sirius (der hellste Stern des Nachthimmels überhaupt) ist knapp neun Lichtjahre entfernt. Mit einer Entfernung von 11,2 Lichtjahren ist Prokyon einer der sonnennächsten Sterne (ein Lichtjahr entspricht etwa 10 Billionen km!). Sein griechischer und sein lateinischer Name bedeuten "vor dem Hund". Dies deutet darauf hin, dass er vor Sirius, dem Hundsstern aufgeht.


2. Sternbild des Monates: Fuhrmann

Fuhrmann Vor langer Zeit lebte in Äthiopien der junge Phaeton mit seiner Mutter Klymene und König Merops, seinem Stiefvater. Sein wirklicher Vater war jedoch Helios, der Sonnengott und Lenker des Sonnenwagens. Eines Tages brüstete sich Phaeton vor einem Freund seiner göttlichen Herkunft, doch dieser wollte ihm nicht glauben. Selbst von Zweifeln geplagt, ging Phaeton zu Helios. Dieser versicherte ihm: ”Du bist mein würdiger Sohn. Zum Beweis verlange von mir, was du willst, und ich werde deinen Wunsch erfüllen.” Da bat ihn Phaeton, den Sonnenwagen lenken zu dürfen. Bestürzt versuchte der Sonnengott, ihn von dem gefährlichen Vorhaben abzubringen, doch Phaeton hörte nicht auf den väterlichen Rat. An sein Versprechen gebunden, führte Helios seinen Sohn zum Sonnenwagen. Er setzte ihm die Strahlenkrone auf und ermahnte ihn eindringlich: “Meide den Südpol und im Norden das Sternbild der Bärin! Halte den Wagen genau in der Mitte zwischen Himmel und Erde, damit beide gleichmäßig erwärmt werden!” Frohgemut bestieg Phaeton das himmlische Gespann, nahm die leichten Zügel in die Hände und fuhr los. Der himmlische Raum breitete sich um ihn herum aus, doch als er auf die Länder tief unter sich blickte, schwindelte ihm.

Betäubt und geblendet vom Licht des Wagens entglitten ihm die Zügel. Die Rosse rasten nun, wo immer ihr Ungestüm sie hintrieb. Bald stürmten sie steil in die Höhe, bald hinab in die Tiefe. Mächtige Flammen ergriffen die Erde, das Land wurde rissig und dürr, Flüsse trockneten aus, und ganze Städte verbrannten. In ihrer großen Not rief die Erdgöttin Gaia Zeus zu Hilfe. Empört über die ungeheuerliche Zerstörung schleuderte dieser einen Blitz auf den Lenker des Sonnenwagens. Wie ein verglühender Stern stürzte Phaeton vom Himmel herab in den großen Fluss Eridanus. Zum Trost des unglücklichen Helios leuchten nun Phaeton als Sternbild Fuhrmann und der Fluss Eridanus am Nachthimmel.



3. Sonne, Mond und Planeten

Neumond am 15.1, Vollmond am 30., Merkur ist in Januar am Morgenhimmel zu sehen, Venus befindet sich in oberen Konjunktion mit der Sonne und ist daher nicht sichtbar, am 29.1 erreicht Mars seine Opposition zur Sonne und wird heller als sonst im Sternbild Krebs zu sehen sein, Jupiter tritt langsam von der Himmelsbühne ab und ist nur schwach zu sehen, Saturn ist ein Objekt der zweiter Nachthälfte, Uranus lässt sich nur für kurze Zeit am Himmel beobachten, geht um 22:50 Uhr Anfang des Monates Neptun im Sternbild Steinbock beendet seine Abendsichtbarkeit und geht bereits um 20:19 Uhr unter.



4. Eis kosmischer Juwelierladen am Himmel

NGC-4755-ESO-VLT-2

Rund 6400 Lichtjahre von uns entfernt befindet sich eine Ansammlung von hellen Sternen, die wie Juwelen anmuten. Sie gehören alle zu dem offenen Sternhaufen mit Namen Kappa Crucis oder NGC 4755. Dieser ist eingebettet in die dichten Sternfelder und Staubwolken der südlichen Milchstraße im Sternbild Kreuz des Südens. Als der englische Astronom John Herschel (1792 – 1871) den Sternhaufen im Jahr 1830 mit seinem Teleskop beob-achtete, erinnerten ihn die bläulichen und orange-gelblichen Farben der Sterne an Juwelen, weshalb der Sternhaufen auch »Schmuckkästchen« genannt wird. Das Komposit aus neu aufgenommenen Bildern mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO auf dem Berg Cerro Paranal in Chile, dem 2,2-Meter- Teleskop der ESO auf dem Berg La Silla und dem Weltraumteleskop Hubble lässt den Sternhaufen in neuem Licht erscheinen. Offene Sternhaufen sind die mitunter schönsten und faszinierendsten Objekte am Nachthimmel. Sie bestehen aus einigen tausend Sternen, die lose durch ihre Gravitationsanziehung zusammengehalten werden. Man nimmt an, dass die meisten Sterne, einschließlich unserer Sonne, in Gruppen entstanden, die dann offene Sternhaufen bildeten. Die Sterne in Kappa Crucis bildeten sich alle vor rund 16 Millionen Jahren aus der gleichen Staub- und Gaswolke. Sie weisen verschiedene Massen auf, besitzen aber eine ähnliche chemische Zusammensetzung. Aufgrund ihrer gemeinsamen Entstehung bieten sie ideale Voraussetzungen, um die Mechanismen der Sternentwicklung zu studieren. Die Farben der Sterne lassen sich auf ihre unterschiedlichen Temperaturen zurückführen, die mit ihrer Masse zusammenhängen. Die leuchtkräftigeren Sterne, von NGC 4755 sind rund 15- bis 20-mal so massereich wie unsere Sonne, während die leuchtschwächsten nur ungefähr eine halbe Sonnenmasse besitzen. Massereichere Sterne leuchten heller als masseärmere. Aufgrund ihres hohen Energieumsatzes altern sie jedoch binnen weniger Millionen Jahre und blasen sich früher zu Riesensternen auf als ihre masseärmeren Geschwister.

Bild NGC 4755: An ein Schmuckkästchen voller Juwelen erinnert der offene Sternhaufen Kappa Crucis im Sternbild »Kreuz des Südens« wegen seiner vielfarbigen Sterne (Bild ESO).


Die Astronomieschule für Schüler und Lehrer an der Landessternwarte bietet regelmäßigen Astronomieworkshops für Schulklassen und Lehrerberatungen für Schulprojekte an. Für Anmeldungen und Anfrage Telefonische siehe www.astronomieschule.org oder unter 06221- 541769


Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de