Der Sternhimmel im Januar


Dr. Cecilia Scorza
Haus der Astronomie und ZAH, Universität Heidelberg


Himmelsüberblick

Zu keiner anderen Jahreszeit ist der Sternenhimmel so reich an hellen Sternen wie im Winter und bietet deshalb seinen schönsten Anblick. Schautman Anfang Januar gegen 23 Uhr fast senkrecht nach oben, entdeckt man einen gelblichen hellen Stern. Er wird Kapella genannt und ist der hellste Stern im Sternbild Fuhrmann. Zusammen mit den Hauptsternen Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux im Sternbild Zwillinge, bildet Kapella das sogenannte Wintersechseck. Sowohl Sirius als auch Prokyon sind relativ nahe Sterne: Sirius (der hellste Stern des Nachthimmels überhaupt) ist knapp neun Lichtjahre entfernt. Mit einer Entfernung von 11,2 Lichtjahren ist Prokyon einer der sonnennächsten Sterne (ein Lichtjahr entspricht etwa 10 Billionen km!).Sein griechischer und sein lateinischer Name bedeuten "vor dem Hund". Dies deutet darauf hin, dass er vor Sirius, dem Hundsstern am Horizont aufgeht.

Sternbild des Monates: Stier oder wie Europa ihren Namen erhielt

Die griechische Mythologie erzählt uns von Europa, der schönen Tochter des Königs Agenor aus Phönizien (dem heutigen Libanon). Als eines Tages die Prinzessin am Strand in Begleitung von Freundinnen Blumen pflückte, wurde Zeus auf das Mädchen aufmerksam und verliebte sich in sie. Um ihr näher zu kommen, nahm er die Gestalt eines weißen Stieres an, und begab sich inmitten einer Herde des Königs. Als Europa den prächtigen Stier sah, war sie von der Schönheit des Tieres bezaubert. Obwohl er sich zahm zeigte, scheute sie sich zunächst ihn zu streicheln. Aber bald näherte sie sich ihm, reichte ihm Blumen, umflocht seine Hörner mit frischen Kränzen, worauf der Stier ihre Hände küsste. Danach wagte sie es sogar, sich auf den Rücken des Stieres zu setzen. Dieser trug sie langsam ins Wasser. Immer weiter schritt er in das Meer hinaus. Angstvoll rief Europa die Gefährtinnen um Hilfe, doch der Stier schwamm hinaus in die offene See. Erst am Abend des zweiten Tages erreichten sie die Küste der Insel Kreta, wo Zeus sich in Gestalt eines Jünglings mit ihr verband. Europa gebar einen Sohn, den sie Minos nannte. Er wurde Begründer der minoischen Kultur, einer der ersten und wichtigsten in Europa, und unser Kontinent erhielt den Namen seiner Mutter. Der hellste Stern im Stier ist Aldebaran (ein Auge des Stiers), sein Name kommt aus dem arabischen und bedeutet der „Verfolger“, da es so Aussieht als er die Plejaden (siehe Thema des Monaten) verfolgen würde. Seine Oberflächentemperatur ist mit 4000 Grad Kelvin niedriger als die unserer Sonne und gibt ihm eine orange-rot leuchtende Farbe.

Pleiades_2-Stier


Sonne, Mond und Planeten

Neumond ist am 11.1, Vollmond am 27.1, Merkur läuft in Januar hinter der Sonne vorbei und wird von ihr überstrahlt, ist in Januar am Morgenhimmel zu sehen, Venus befindet sich auch nahe der Sonne und ist noch knapp über dem Horizont zu sehen, Mars kann im Sternbild Steinbock bei Abenddämmerung dicht am Horizont zu sehen sein. Jupiter ist der Star des Nachthimmels und ist hell im Sternbild Stier hoch am Himmel zu sehen. Saturn leuchtet im Sternbild Waage, Uranus im Sternbild Fische ist in der Abenddämmerung kurz zu sehen.

Astronomische Forschung in Heidelberg I: Was sind und wie entstehen offene Sternhaufen?

Im Sternbild Stier sind zwei offenen Sternhaufen zu finden: Die Plejaden, die wir mit bloßen Augen als Gruppe blauer Sternen auf dem Rücken des Stieres sehen können, und die Hyaden, die wie ein großes lateinisches V, seine Stirn bilden. Der Sternhaufen der Plejaden liegt rund 380 Lichtjahre von der Erde entfernt, umfast mindestens 1200 Sterne und ist etwa 125 Millionen Jahre alt. Mit bloßem Auge können, je nach Sichtbedingungen, sechs bis neun Sterne erkannt werden. Diese Sterne haben eine Temperatur von etwa 30.000 °C und haben entsprechend eine blaue Farbe. Die Hyaden umfasst etwa 350 Sterne mit einem Altern von etwa 600 Mio. Jahre, haben eine niedrigere Temperatur (8.000 bis 10.000 Grad) als die Plejaden, Grund deshalb sie eine weisse Farbe aufweisen. Der Sternhaufen befindet sich 153 Lichtjahre von uns entfernt.
Unter offenen Sternhaufen werden Ansammlungen von etwa dreißig bis zu einigen tausend Sternen bezeichnet, die sich aus derselben Riesen-Molekülwolke innerhalb unseres Milchstraßensystems gebildet haben. Vor allem entstehen diese Sternhaufen in der Scheibe unserer Galaxis, dort wo sich die meisten kalten, Molekülwolken befinden. In Gegensatz zu den Kugelsternhaufen, die sehr dicht und kompakt sind und im Hallo der Galaxis zu finden sind, ist die Konzentration von Sternen im Haufenzentrum der offenen Sternhaufen relativ gering. Die Haufen sind sehr jung, nur ein paar hundert Millionen Jahre, und lösen sich auf, weil sie durch die Eigenbewegung der Sterne oder durch gegenseitige Bahnstörungen immer wieder Sterne verlieren. Offene Sternhaufen findet man nur in Spiral- oder Irregulären Galaxien, in denen noch Sternbildung stattfindet.
In Heidelberg beschäftigen sich Astronomen des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH), des Max-Planck-Institutes für Astronomie (MPIA) und des Heidelberger Institut für Theoretische Studie (HITS) im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 881 „Milchstraßensystem“ unter der Leitung von Prof. Eva Grebel mit der Frage der Entstehung und Entwicklung unserer Heimatgalaxie. Hauptziele des Projektes sind fundamentale Fragen der Galaxienbildung und -entwicklung zu beantworten. Unter anderen, werden die offenen Sternhaufen untersucht um Spuren der Entwicklung der Scheibenkomponente unserer Galaxis zu finden. Beobachtungen unterschiedlicher Objekte zeigen, dass diese sich in der Scheibe der Milchstraße auflösen und zu der weitere Bildung und Entwicklung der Scheibe beitragen. Vor allem Dr. Siegfried Röser und Dr. Elena Schilbach am Astronomischen-Rechen-Institut (ARI/ZAH) widmen sich seit Jahren der Forschung der Eigenschaften und Lokalisierung solchen offenen Sternhaufen.

Info

Das Haus der Astronomie (HdA) auf dem Königstuhl will die Faszination der Astronomie in die breite Öffentlichkeit und in die Schulen tragen, und der Allgemeinheit astronomische Erkenntnisse möglichst verständlich zugänglich machen. Das HdA veranstaltet eine Reihe von Vorträge und bietet Schülerworkshops zu verschiedenen Themen an. Am 10. Januar wird Prof. Dr. Volker Springel (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) den Vortrag „Astrophysik mit dem Supercomputer“ halten (der Eintrittspreis beträgt 3 Euro, der Kartenvorverkauf bis einschließlich März erfolgt über Zigarren Grimm). Nähere Angaben finden Sie unter www.haus-der-astronomie.de