Der Sternhimmel im Juli

Deep Impact trifft den Kometen Tempel 1 am 4. Juli

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn


Himmelsberblick

Der Übergang vom Frühlings- zum Sommersternhimmel ist bereits vollzogen. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega (Leier), Deneb (Schwan) und Atair (Adler) dominiert die Himmelsbühne. Zwischen Schwan und Adler sieht man das Sternbild Pfeil, und südöstlich davon den winzigen Delphin. Blickt man vom Zenit nach Süden, so kommen nacheinander die Sternbilder Herkules und Schlangenträger. Der Skorpion steht knapp über dem südlichen Horizont, sein hellster Stern Antares lässt sich nicht übersehen. Antares ist ein alter Stern, der zu den sogenannten Überriesen zählt. Er ist so riesengroß, dass unsere Sonne samt Merkur-, Venus- und Erdbahn in seinem Inneren Platz finden würden. Der Name Antares bedeutet "Gegenspieler des Mars", weil er ihm an Farbe ähnlich ist und mit diesen Planet verwechselt werden kann. Westlich von Herkules strahlt die nördliche Krone und daneben das Sternbild Bootes mit seinem hellen Stern Arktur.


Sternbild des Monats: Leier

Leier Vor langer Zeit lebte in Griechenland ein berühmter Sänger namens Arion. Auf einer langen Reise hatte er sich mit seiner Kunst viele Schätze verdient und sehnte sich nach seiner Heimat. So bestieg er sein Schiff, um nach Hause zurückzukehren. Kaum aber war die Küste außer Sichtweite, umringten und bedrohten die habgierigen Seeleute, die von den Reichtümern wussten, den Sänger. Als der Anführer ihm mit dem Schwert drohte, bat ihm Arion ein letztes Lied singen zu dürfen. Sie billigte ein und Arion ergriff seine Leier. Das süße Lied zog die untreuen Seeleute so in seinen Bann, dass sie darüber einen Moment lang ihre bösen Absichten vergaßen. Der Sänger nutzte ihre Unachtsamkeit und sprang ins Meer. Er fürchtete, er würde ertrinken. Doch wie durch ein Wunder versank er nicht in den Wellen, sondern fand sich auf dem Rücken eines Delphins, der sein trauriges Lied gehört hatte. Voller Dankbarkeit spielte der Sänger auf seiner Leier. Selbst das Meer lauschte still seinem wunderschönen Gesang, bis der Delphin Arion sicher ans Ufer gebracht hatte. Als Erinnerung an der wundersamen Rettung würden Arions Leier und der Delphin an den Himmel als Sternbilder versetzt.


Mond und Planeten

Der Mond ist am 6. des Monats neu, am 21. voll. Da er sich am selben Tag in Erdnähe befindet und im Sommer stets tief steht, erscheint er uns ausgesprochen groß. Merkur kann lediglich Anfang des Monats mit dem Feldstecher/Fernrohr südlich von Venus gesehen werden. Venus ist weiterhin Abendstern, aber noch nicht sehr auffällig. Sie geht bereits ein und eine halb Stunden nach der Sonne unter. Mars kann ab Mitternacht im Sternbild Fische aufgefunden werden. Jupiter ist hingegen vor Mitternacht im Sternbild Jungfrau zu sehen. Saturn ist diesen Monat nicht sichtbar. Uranus, Neptun und Pluto können von ambitionierten Amateuren mit entsprechendem Gerät beobachtet werden.


Deep Impact - ein brut force-Blick auf die Anfänge unseres Sonnensystems

Pünktlich zum US-amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli wird das Projektil der NASA-Weltraummission "Deep Impact" gewaltsam mit dem kleinen Kometen Tempel 1 zusammentreffen. Das Ereignis wird sowohl von der Muttersonde vor Ort als auch vom Hubble Space Telescope und erdgebundenen Großteleskopen verfolgt werden.
Das Projektil ist keine Bombe im modernen Sinne, eher eine 372 Kilogramm schwere Kanonenkugel. Man hofft, dass sie durch ihre Geschwindigkeit (10 Kilometer pro Sekunde!) einen merklichen Einschlagskrater verursacht und den Blick auf tiefere, ursprüngliche Schichten des Kometen freilegt. Die Kanonenkugel enthält, wie die Muttersonde, Instrumente, die den Einschlag auf verschiedene Art und Weise verfolgen werden. Wenn in der Endphase nichts schief geht, sind spektakuläre Bilder gewiß.
Kometen gehören zum ursprünglichsten Material, das man heute im Sonnensystem finden kann. Sie stammen aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems, weshalb sich ihre Zusammensetzung merklich vom inneren Sonnensystem mit seinen terrestrischen Planeten unterscheidet. Gefrorene Gase wie Kohlendioxid, Methan und Wasser dominieren, es gibt aber auch feste Bestandteile wie Staub. "Schmutzige Schneebälle" ist deshalb eine sehr treffende Bezeichnung. Ihre genaue Zusammensetzung verrät uns Details über den Zustand der Materie, die unser Planetensystem gebildet hat.
Die Mission "Deep Impact" hat noch eine weitere Funktion: Sie ist eine Machbarkeitsstudie in Sachen 'Abwehr gefährlicher Himmelskörper'. Ersetzt man die Kanonenkugel mit einer Wasserstoffbombe, so ist es durchaus vorstellbar, einen auf Kollisionskurs mit der Erde befindlichen Kometen/Asteroiden zu zerstören oder hinreichend abzulenken. Voraussetzung ist, dass entsprechende Himmelskörper rechtzeitig entdeckt werden. Entsprechende Himmelsdurchmusterungen sind im Betrieb oder in Planung. Wenn man annimmt, dass eine solche Mission auf der Erde in Alarmbereitschaft gehalten wird, so hätte im Falle Tempel 1 eine Vorwarnzeit von sechs Monaten gereicht (Deep Impact wurde erst Anfang Januar gestartet). Tempel 1 ist zum Glück nicht auf Kollisionskurs mit der Erde. Aber auch im Weltraum macht Übung offenbar den Meister.


INFO

Drei Astronomiestationen und vieles andere mehr können Besucher des EXPLO Heidelberg  (Im Neuenheimer Feld 582) am Erlebnistag 2005 für Kinder und Eltern dem 2. Juli, von 11:00 bis 17:00 Uhr erleben. Gebaut wurden die Astronomiestationen von Studenten der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH) in Zusammenarbeit mit Frau Scorza de Appl und Professoren der PH.

Neu: Ein Ferienkurs für Erwachsene mit dem Titel "Erste Schritte in die Orientierung am Nachthimmel" bieten die AstronomInnen Monika Maintz und Cecilia Scorza de Appl am Freitag, den 5. August von 18:00 bis 22:30 Uhr an der Landessternwarte an. Beim guten Wetter werden Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt. Anmeldungen unter cecilia.appl@abenteuer-astronomie.de und nur abends unter HD 21681.

Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de