Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Himmelsberblick
Der Übergang vom Frühlings- zum Sommersternhimmel ist bereits vollzogen. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega (Leier), Deneb (Schwan) und Atair (Adler) dominiert die Himmelsbühne. Zwischen Schwan und Adler sieht man das Sternbild Pfeil, und südöstlich davon den winzigen Delphin. Blickt man vom Zenit nach Süden, so kommen nacheinander die Sternbilder Herkules und Schlangenträger. Der Skorpion steht knapp über dem südlichen Horizont, sein hellster Stern Antares lässt sich nicht übersehen. Antares ist ein alter Stern, der zu den sogenannten Überriesen zählt. Er ist so riesengroß, dass unsere Sonne samt Merkur-, Venus- und Erdbahn in seinem Inneren Platz finden würden. Der Name Antares bedeutet "Gegenspieler des Mars", weil er ihm an Farbe ähnlich ist und mit diesen Planet verwechselt werden kann. Westlich von Herkules strahlt die nördliche Krone und daneben das Sternbild Bootes mit seinem hellen Stern Arktur.
Sternbild des Monats: Leier
Vor langer Zeit
lebte in Griechenland ein berühmter Sänger namens Arion.
Auf einer langen Reise hatte er sich mit seiner Kunst viele Schätze
verdient und sehnte sich nach seiner Heimat. So bestieg er sein
Schiff, um nach Hause zurückzukehren. Kaum aber war die Küste
außer Sichtweite, umringten und bedrohten die habgierigen
Seeleute, die von den Reichtümern wussten, den Sänger. Als
der Anführer ihm mit dem Schwert drohte, bat ihm Arion ein
letztes Lied singen zu dürfen. Sie billigte ein und Arion
ergriff seine Leier. Das süße Lied zog die untreuen
Seeleute so in seinen Bann, dass sie darüber einen Moment lang
ihre bösen Absichten vergaßen. Der Sänger nutzte ihre
Unachtsamkeit und sprang ins Meer. Er fürchtete,
er würde ertrinken. Doch wie durch ein Wunder versank er nicht
in den Wellen, sondern fand sich auf dem Rücken eines Delphins,
der sein trauriges Lied gehört hatte. Voller Dankbarkeit spielte
der Sänger auf seiner Leier. Selbst das Meer lauschte still
seinem wunderschönen Gesang, bis der Delphin Arion sicher ans
Ufer gebracht hatte. Als Erinnerung an der wundersamen Rettung würden
Arions Leier und der Delphin an den Himmel als Sternbilder versetzt.
Mond und Planeten
Der Mond ist am 6. des Monats neu, am 21. voll. Da er sich am selben Tag
in Erdnähe befindet und im Sommer stets tief steht, erscheint er
uns ausgesprochen groß. Merkur kann lediglich Anfang des
Monats mit dem Feldstecher/Fernrohr südlich von Venus gesehen
werden. Venus ist weiterhin Abendstern, aber noch nicht sehr
auffällig. Sie geht bereits ein und eine halb Stunden nach der
Sonne unter. Mars kann ab Mitternacht im Sternbild Fische
aufgefunden werden. Jupiter ist hingegen vor Mitternacht im
Sternbild Jungfrau zu sehen. Saturn ist diesen Monat nicht
sichtbar. Uranus, Neptun und Pluto können
von ambitionierten Amateuren mit entsprechendem Gerät beobachtet
werden.
Deep Impact - ein brut force-Blick auf die Anfänge unseres Sonnensystems
Pünktlich
zum US-amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli wird das
Projektil der NASA-Weltraummission "Deep Impact" gewaltsam mit
dem kleinen Kometen Tempel 1 zusammentreffen. Das Ereignis wird
sowohl von der Muttersonde vor Ort als auch vom Hubble Space
Telescope und erdgebundenen Großteleskopen verfolgt werden.
Das Projektil ist keine Bombe im modernen Sinne, eher eine 372 Kilogramm
schwere Kanonenkugel. Man hofft, dass sie durch ihre Geschwindigkeit
(10 Kilometer pro Sekunde!) einen merklichen Einschlagskrater
verursacht und den Blick auf tiefere, ursprüngliche Schichten
des Kometen freilegt. Die Kanonenkugel enthält, wie die
Muttersonde, Instrumente, die den Einschlag auf verschiedene Art und
Weise verfolgen werden. Wenn in der Endphase nichts schief geht, sind
spektakuläre Bilder gewiß.
Kometen gehören zum ursprünglichsten Material, das man heute im
Sonnensystem finden kann. Sie stammen aus den äußeren
Bereichen des Sonnensystems, weshalb sich ihre Zusammensetzung
merklich vom inneren Sonnensystem mit seinen terrestrischen Planeten
unterscheidet. Gefrorene Gase wie Kohlendioxid, Methan und Wasser
dominieren, es gibt aber auch feste Bestandteile wie Staub.
"Schmutzige Schneebälle" ist deshalb eine sehr treffende
Bezeichnung. Ihre genaue Zusammensetzung verrät uns Details über
den Zustand der Materie, die unser Planetensystem gebildet hat.
Die Mission "Deep Impact" hat noch eine weitere Funktion: Sie ist
eine Machbarkeitsstudie in Sachen 'Abwehr gefährlicher
Himmelskörper'. Ersetzt man die Kanonenkugel mit einer
Wasserstoffbombe, so ist es durchaus vorstellbar, einen auf
Kollisionskurs mit der Erde befindlichen Kometen/Asteroiden zu
zerstören oder hinreichend abzulenken. Voraussetzung ist, dass
entsprechende Himmelskörper rechtzeitig entdeckt werden.
Entsprechende Himmelsdurchmusterungen sind im Betrieb oder in
Planung. Wenn man annimmt, dass eine solche Mission auf der Erde in
Alarmbereitschaft gehalten wird, so hätte im Falle Tempel 1 eine
Vorwarnzeit von sechs Monaten gereicht (Deep Impact wurde erst Anfang
Januar gestartet). Tempel 1 ist zum Glück nicht auf
Kollisionskurs mit der Erde. Aber auch im Weltraum macht Übung
offenbar den Meister.
INFO
Drei Astronomiestationen und vieles andere mehr können Besucher des EXPLO Heidelberg (Im Neuenheimer Feld 582) am Erlebnistag 2005 für Kinder und Eltern dem 2. Juli, von 11:00 bis 17:00 Uhr erleben. Gebaut wurden die Astronomiestationen von Studenten der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH) in Zusammenarbeit mit Frau Scorza de Appl und Professoren der PH.
Neu: Ein Ferienkurs für Erwachsene mit dem Titel "Erste Schritte in die Orientierung am Nachthimmel" bieten die AstronomInnen Monika Maintz und Cecilia Scorza de Appl am Freitag, den 5. August von 18:00 bis 22:30 Uhr an der Landessternwarte an. Beim guten Wetter werden Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt. Anmeldungen unter cecilia.appl@abenteuer-astronomie.de und nur abends unter HD 21681.
Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de