Der Sternhimmel im Juli

Jupiter strahlt im Sternbild Schlangenträger


Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn

Landessternwarte, Zentrum für Astronomie Heidelberg ZAH

Ruprecht-Karls-Universität


1. Himmelsüberblick

Der Übergang vom Frühlings- zum Sommersternhimmel ist bereits vollzogen. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega (Leier), Deneb (Schwan) und Atair (Adler) dominiert die Himmelsbühne. Zwischen Schwan und Adler sieht man das Sternbild Pfeil, und südöstlich davon den winzigen Delphin. Blickt man vom Zenit nach Süden, so kommen nacheinander die Sternbilder Herkules und Schlangenträger. Der Skorpion steht knapp über dem südlichen Horizont, sein hellster Stern Antares lässt sich nicht übersehen. Antares ist ein alter Stern, der zu den sogenannten Überriesen zählt. Er ist so riesengroß, dass unsere Sonne samt Merkur-, Venus- und Erdbahn in seinem Inneren Platz finden würden. Der Name Antares bedeutet „Gegenspieler des Mars“, weil er ihm an Farbe ähnlich ist und mit diesem Planet verwechselt werden kann. Westlich von Herkules strahlt die nördliche Krone und daneben das Sternbild Bootes mit seinem hellen Stern Arktur.


2. Sternbild des Monats: Der Schlangenträger

Schlangenträger Nach der griechischen Mythologie verliebte sich einmal der Gott Apollon in die schöne Prinzessin Koronis, die darauf hin bald ein Kind erwartete. Als Apollon nach den Delphirakel zurückkehren musste, ließ er bei der Prinzessin einen weißen Raben zurück, der auf sie aufpassen sollte. Unglücklicherweise verliebte sich Koronis in einen Fremden, was dem Raben nicht verborgen blieb. Dieser flog zur Apollon und brachte ihn mit der Hoffnung auf Belohnung die schlechte Nachricht. Apollon zürnte zunächst dem Rabe als dem Überbringer der schlechten Nachricht und verwandelte sein weißes Gefieder in ein schwarzes. Seitdem haben alle Raben schwarze Federn und sind als Unglücksbringer bekannt. Um die Ehre ihres Bruders zu rächen tötete Artemis, Apollons Schwester, mit einem Pfeil die Prinzessin. Aber als der Leichnam von Koronis auf dem Scheiterhaufen lag, bekam Apollon Mitleid und entriss das Kind, das sie in sich trug, den Flammen und übergab es dem weisen Kentauren Chiron. Asklepios, so wurde das Kind von seinem Vater genannt, lernte von Chiron die Kunst des Heilens und wurde ein berühmter Arzt. Er konnte nicht nur Kranke heilen, sondern sogar Verstorbene wieder ins Leben zurückrufen. Diese Herrschaft über Leben und Tod wurde Asklepios zum Verhängnis: Da die Götter seine Macht nicht ertrugen, und Hades sich ständig beklag, dass ihm die Seelen gestohlen wurden, erschlug ihn Zeus mit einem tödlichen Blitz. Um Apollon zu versöhnen, versetzte er den Asklepios, der auch mit Hilfe von Schlangengift heilende Elixiere bereitete, als Schlangenträger unter die Sterne.



3. Mond- und Planetenlauf

Der Mond zieht am 14. des Monats an der Sonne vorüber, es ist Neumond. Knappe 16 Tage später, am Morgen des 30., ist er Mond dann in seiner vollen Gestalt zu sehen.

Merkur kann Ende des Monats am Morgenhimmel gesichtet werden. Am besten eignen sich, bei guter Sicht, die Tage nach dem 25., jeweils kurz vor 5 Uhr. Auch der andere innere Planet, Venus, ist diesen Monat sichtbar. Sie strahlt am Abendhimmel, von dem sie sich zum Monatsende hin aber verabschiedet. Mars ist in der zweiten Nachthälfte sichtbar. Jupiter stand im Vormonat in Opposition und ist weiterhin die ganze Nacht sichtbar. Saturn dagegen beendet seine Sichtbarkeitsperiode um den 10. des Monats. Uranus und Neptun, die äußersten der acht Planeten, sind mit entsprechender Ausrüstung sichtbar.




4. Thema des Monats: Leben im Weltall

Weiterhin kennen wir nur einen Planeten, auf dem sich nachweislich Leben gebildet hat: die Erde. Mitte der 90er Jahre machten allerdings amerikanische Wissenschaftler eine vermeintlich bahnbrechende Entdeckung. Sie fanden in einem Meteoriten namens ALH 84001, der vom Mars zu stammen scheint, bakterieartige Strukturen. Während man heute tatsächlich annimmt, dass dieser Meteorit vom Mars kommt, so glauben nur noch die wenigsten, dass es wirklich gelungen ist, fossile Spuren von „Life on Mars“ gefunden zu haben. Die prinzipielle Möglichkeit, dass Leben via Meteoriten von einem Planeten zu einem anderen übertragen wird, ist dadurch aber nicht widerlegt.

Es hat sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt, das irdische Lebensformen überaus hartnäckig sein können: Haben sie sich erst einmal irgendwo angesiedelt, so ist es schwer, sie dort wieder wegzubekommen. Da spielt es auch keine so große Rolle, ob die Temperatur im Bereich zwischen 0 und 100 Grad Celcius liegt. Dies gilt zum Beispiel auch für die wenig erforschten Mikroorganismen, die tief in der Erdkruste (im submaritimen anaeroben Gestein) leben. Diese Organismen stellen eine ausgesprochen erfolgreiche Lebensform dar, womöglich dominieren sie sogar die gesamte Biomasse der Erde.

Bei einem Meteoriteneinschlag kann unter günstigen Voraussetzungen auch planetares Gestein zurück ins All geschleudert werden. Wenn dieses Leben birgt, so kann auf diese Weise tatsächlich Leben von einem Planeten zum nächsten transportiert werden. Manche Wissenschaftler behaupten sogar, dass das Leben in unserem Sonnensystem auf dem Mars seinen Anfang nahm und dass die Erde erst im Nachhinein „befruchtet“ wurde. Fände man also eines Tages tatsächlich Leben (oder fossile Spuren von Leben) auf dem Mars, so wäre das kein Beweis für ein unabhängiges Entstehen von Leben auf zwei Planeten des Sonnensystems. Und trotzdem würde es uns Menschen ein Stück weit aus dem Zentrum des Universums rücken, in dem wir uns manchmal wähnen.



INFO


Die Astronomieschule für Schüler und Lehrer an der Landessternwarte bietet mit freundlicher Unterstützung von SAP, Astronomieworkshops für Schulklassen und Lehrerberatung für Schulprojekte an. Telefonische Vereinbarung vormittags unter 06221 541769 oder cscorza@lsw.uni-heidelberg.de


Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de