Der Sternhimmel im Juli
Dr. Cecilia Scorza de Appl - Landessternwarte (ZAH), Ruprecht-Karls-Universität
und
Martin Neumann -
Redaktion "Sterne und Weltraum", Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg
Himmelsüberblick
Der Übergang vom Frühlings- zum Sommersternhimmel ist
bereits vollzogen. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega (Leier),
Deneb (Schwan) und Atair (Adler) dominiert die
Himmelsbühne. Zwischen Schwan und Adler sieht man das Sternbild
Pfeil, und südöstlich davon den winzigen Delphin. Blickt man
vom Zenit nach Süden, so kommen nacheinander die Sternbilder
Herkules und Schlangenträger. Der Skorpion steht knapp über
dem südlichen Horizont, sein hellster Stern Antares lässt
sich nicht übersehen. Antares ist ein alter Stern, der zu den
sogenannten Überriesen zählt. Er ist so riesengroß,
dass unsere Sonne samt Merkur-, Venus- und Erdbahn in seinem Inneren
Platz finden würden! Westlich von Herkules strahlt
die nördliche Krone und neben an das Sternbild Bootes mit seinem
hellen Stern Arktur. Jupiter, der größte
aller Planeten des Sonnensystems, strahlt hell im Sternbild Schütze.
Das Sternbild des Monats: Die nördliche Krone
Einst lebte auf der Insel Kreta der Minotaurus, ein Ungeheuer halb
Mensch, halb Stier, das in einem Labyrinth hauste und sich von
Menschenopfern ernährte. König Minos, der grausame Herrscher
der Insel, hatte die Athener im Krieg besiegt. Daher verlangte er von
den Athenern, ihm jedes Jahr sieben der schönsten Jünglinge
und Jungfrauen auszuliefern, um diese dem Minotaurus zum Fraß
vorzuwerfen. Freiwillig fuhr Theseus, der Sohn des Königs von
Athen, als einer dieser Jünglinge nach Kreta; denn er wollte das
Volk von der Bestie befreien. Doch bisher war es noch keinem Menschen
gelungen, den Ausgang aus dem Labyrinth zu finden. Als Theseus auf
Kreta ankam, erblickte ihn Ariadne, die schöne Tochter des Königs
Minos, und verliebte sich sogleich in ihn. Um Theseus zu helfen, gab
ihm Ariadne heimlich ein Knäuel goldenen Fadens. Das Ende des
Zwirns band der Königssohn am Eingang des Labyrinths. Mit der
Krone auf dem Kopf und dem Schwert in der Hand trat er dem Ungeheuer
entgegen. Das Untier war so geblendet vom hellen Glanz der Krone, dass
Theseus es in einem fürchterlichen Kampf besiegte. Nun musste
er nur noch dem goldenen Faden folgen und fand so den Weg aus dem
Labyrinth. Nach seiner Rückkehr nahm er Ariadne mit auf sein
Schiff. Zum Dank für ihre Hilfe schenkte er ihr seine Krone und
versprach, sie zur Frau zu nehmen. Doch auf dem Heimweg erschien
ihm die Göttin Athene im Traum. Sie offenbarte ihm, dass Ariadne
bereits Dionysos, dem Gott des Weins, zur Frau versprochen sei.
Und so ließ Theseus schweren Herzens die schlafende Ariadne auf
der Insel Naxos zurück, wo sie bald mit Dionysos
vermählt werden sollte. Als Erinnerung an dieser unglückliche
Liebe versetzten die Götter die Krone in den Nachthimmel.
Sonne, Mond und Planeten
Vollmond ist am 7., Neumond am 22. Merkur steht im Konjunktion mit der
Sonne uns ist deswegen nicht sichtbar, Venus strahlt am Morgenhimmel
und bewegt sich durch das Sternbild Stier, Mars zeigt sich am
Morgenhimmel, der Riesenplanet Jupiter nähert sich seine Opposition zur
Sonne und geht gegen 23:30 Uhr auf, Saturn zieht sich allmählich
aus der Himmelsbühne zurück und wird ab dem Monatsende u
nsichtbar, Uranus weil zur Zeit im Sternbild Fische und Neptun in Sternbild Steinbock.
Auf den Spuren von Apollo 11
"Tranquillity base here - the Eagle has landed." Mit diesen Worten von
Neil Armstrong wurde am 20. Juli 1969 Wirklichkeit, was noch wenige
Jahrzehnte zuvor als Sciencefiction galt. Gemeinsam mit Edwin Aldrin
landete Armstrong in der Mondfähre Eagle im südlichen
Teil des Mare Tranquillitatis (siehe Bild). Während die beiden
Astronauten die Umgebung erkundeten und dabei 21 Kilogramm Mondgestein
einsammelten, blieb Michael Collins in der Umlaufbahn.
Bis 1972 folgten sechs weitere Mondbesuche. Zurück blieben unter
anderem drei Mondfahrzeuge sowie Laserspiegel, die noch heute der
zentimetergenauen Messung der Monddistanz dienen. Heute, 37 Jahre,
nachdem der letzte Astronaut den Erdtrabanten verlassen hat,
wird unser kosmischer Nachbar wieder aktuell: Raumsonden mehrerer
Nationen haben den Erdtrabanten erreicht, liefern neue Ergebnisse und
rücken den Mond allmählich wieder in das öffentliche
Interesse. Doch die Bilder der Apollo-Missionen sind in den Gedanken
vieler Menschen weitaus stärker präsent. Manchmal fragen
Besucher von Beobachtungsabenden, nachdem sie die lunaren Krater,
Mare und Gebirgszüge erstmals durch ein Fernrohr bestaunt haben:
"Und wo ist die US-Flagge?"
Man könnte ihnen nun erklären, dass ein Teleskop mit einem
Spiegeldurchmesser von mindestens zehn Metern erforderlich
wäre, um die Hinterlassenschaften der Astronauten zu
erspähen. Dieser Riesenspiegel müsste außerhalb der
unruhigen Erdatmosphäre betrieben werden, um das geforderte
Auflösungsvermögen von rund einer Millibogensekunde zu
erreichen – sofern man sich nicht raffinierter technischer Kniffe bedient,
beispielsweise der adaptiven Optik und der Interferometrie.
Weitaus eindrucksvoller ist es aber, die Region, in der Apollo 11
landete, selbst in Augenschein mit einem Fernrohr zu nehmen!
Um das Gebiet zu finden, orientiert man sich an markanten
Mondformationen: Westlich des Mare Crisium, etwa dort, wo das Mare Serenitatis
an das Mare Tranquillitatis grenzt, befindet sich der Krater
Plinius. Von hier aus geht es weiter in südsüdwestlicher
Richtung zu den Kratern Ritter und Sabine.
Genau östlich von Sabine befinden sich drei winzige Krater:
Aldrin, Collins und Armstrong. Aldrin misst 3,4 Kilometer,
Armstrong 4,6 Kilometer und Collins 2,4 Kilometer. In der mittleren
Mondentfernung von 384 400 Kilometern betragen die entsprechenden
scheinbaren Durchmesser 1,9, 2,5 und 1,3 Bogensekunden. Bei
großer Luftunruhe erscheinen die drei Krater recht verwaschen.
Doch hier hilft ein Trick: Etwa zwei Tage vor dem zunehmenden Halbmond
und zwei Tage vor dem abnehmenden Halbmond fällt das
Sonnenlicht unter einem sehr flachen Winkel auf die Region. Die Krater lassen sich nun anhand ihres Schattenwurfs erkennen.
Unweit der Krater befinden sich auch die Zielorte der Raumsonden
Ranger 8 und Surveyor 5. Sie dienten der Vorbereitung der
Apollo-Mission. Ranger 8 schlug am 17. Februar 1965 auf der
Mondoberfläche auf, nachdem sie mehr als 7000 Bilder zur Erde
übertragen hatte. Surveyor 5 landete am 8. September 1967 weich auf dem Mond.
Südlich der Landestelle von Surveyor 5 befindet sich Statio
Tranquillitatis - jener Ort, an dem Menschen erstmals einen
fremden Himmelskörper betraten. Bereits beim Betrachten der drei
kleinen Krater lässt sich erahnen, wie schwierig es
wäre, weitaus kleinere Details, beispielsweise die Landestufe der
Mondfähre Eagle, zu sichten. Bei ruhiger Luft können
Sie jedoch versuchen, Bodenformationen nahe der Landestelle
auszumachen und diese mit den Durchmessern der drei Krater Aldrin,
Collins und Armstrong zu vergleichen. Wie groß ist das kleinste Detail, das Sie auf dem Mond erkennen können.
Info
"Keplers Erbe in der modernen Astronomie" ist eine gemeinsame
Veranstaltung des Max-Planck-Institutes und des Zentrums für Astronomie der
Universität Heidelberg, die am Samstag, den 18. Juli ab 15:00 Uhr
im Hörsaal des Max-Planck-Institutes stattfinden wird. Die Teilnahme
ist kostenlos. Zu den Vorträgen "400 Jahren Teleskop" und "Die
Suche nach der zweiten Erde" findet eine Aufführung des
Theaterstückes zum Kepler "Himmelsstürmer"- 400 Jahre
Keplersche Gesetze, und um 19:30 Uhr das Konzert "Lautenmusik der Galilei",
mit Musikstücken von Vater und Cousin Galileo Galileis statt.