Der Sternhimmel im Juni
Am 21. Juni um 07:45 Uhr MESZ beginnt der astronomische Sommer
Dr. Cecilia Scorza de Appl - Landessternwarte (ZAH), Ruprecht-Karls-Universität
und
Tillmann Althaus -
Redaktion "Sterne und Weltraum", Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg
Himmelsüberblick
Am Nachthimmel werden allmählich
die ersten Sommersternbilder sichtbar. Das
Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im
Schwan, ist schon in Osten zu sehen. Das
Frühlingsdreieck, bestehend aus Arktur im Bootes, Regulus im Löwe
und Spica in der Jungfrau, ist Richtung Westen gerückt. Alle hellen
Wintersternbilder sind verschwunden, mit Ausnahme von Kapella (im
Fuhrmann) und Castor und Pollux (im Zwillinge), die noch tief in
Nordwesten strahlen. Als Erstes fällt in der nun spät einsetzenden
Abenddämmerung hoch im Südwesten ein heller, deutlich orangenroter
Stern auf. Es ist Arktur, der hellste Stern des Sternbildes Bootes.
Der Name Bootes kommt aus dem Griechischen Boωτης, dass
Ochsentreiber oder Rinderhirt bedeutet. Arktur ist
ein Stern der sich schon seinem letzten Entwicklungsphase nähert.
Als Roter Riese klassifiziert ist er der dritthellste Stern an der
ganzen Himmelkugel. Seine Entfernung beträgt 36 Lichtjahre (ein
Lichtjahr entspricht 10 Billionen km!) und er strahlt 107mal so hell
Das Sternbild des Monats: Bootes oder Bärenhüter
Bei
vielen Völkern wurde das Sternbild Bärenhüter oder Bootes mit dem
großen Bären in Verbindung gebracht. Der Bärenhüter wird in
Begleitung zweier Jagdhunde dargestellt, die den großen und kleinen
Bären am Himmel hüten. Nach der griechischen Mythologie war Arktur
der Sohn der schönen Nymphe Kallisto und des Zeus, der Vater aller
Götter. Hera, Zeus eifersüchtige Gemahlin, sann auf Rache. Nach
der Geburt des Kindes spürte sie Kallisto im Wald auf und
verwandelte sie in eine große Bärin. Einsam irrte die arme
Kallisto von da an in den
Wäldern umher. Den wilden Bären schloss sie sich nicht an, weil sie
sich vor ihnen fürchtete, aber auch vor den Jägern und ihren Hunden
hatte sie große Angst. Am meisten betrübte sie jedoch,
dass sie nicht mehr für ihren Sohn Arkas sorgen konnte.
Zwei
Frauen, die den Säugling fanden, nahmen ihn zu sich und zogen ihn
auf. Fünfzehn Jahre
vergingen und Arktur war inzwischen zu einem kräftigen Jüngling
herangewachsen. Als er eines Tages mit seinen beiden Jagdhunden durch
den Wald streifte, traf er an einem Brunnen auf die Bärin. Langsam
ging Kallisto auf Arktur zu, doch der Jüngling, der nichts von
seiner Herkunft ahnte, fürchtete sich vor der Bärin und wollte mit
seiner Keule zuschlagen. Voller Mitleid verhinderte Zeus das Unglück
und verwandelte Mutter und Sohn als Sternbilder am Himmel.
Sonne, Mond und Planeten
Vollmond
ist am 7. Juni, Neumond am 22.Im
Juni halten sich gleich sechs Planeten am Morgenhimmel auf.
Merkur ist im Juni unbeobachtbar. Venus ist weiterhin als strahlend heller
Morgenstern beobachtbar. Mars beginnt Mitte März seine
Sichtbarkeitsperiode und begleitet die Venus.
Der minimale Abstand von 2° zwischen Beide wird am 21. Juni
erreicht.
Jupiters Helligkeit nimmt weiterhin zu, und er beginnt seine
Oppositionsperiode. Nach Mond und Venus ist er jetzt das dritthellste
Gestirn des Nachthimmels. Die Saturnuntergänge verfrühen sich von
2h31m am 1. Juni auf 0h36m am 30. Juni. Uranus ist unter guten
Sichtbedingungen am Morgenhimmel im Sternbild Fische beobachtbar.
Neptun kann mit lichtstarker Optik am Morgenhimmel beobachtet werden.
Plattentektonik auf Saturnmond Enceladus entdeckt?
Der
nur etwa 500 Kilometer
große Saturnmond Enceladus gehört zu den geologisch
interessantesten Himmelskörpern in unserem Sonnensystem. Schon seit
dem Jahr
ist bekannt, dass an seinem Südpol ständig Wasserdampf und
Eispartikel ins All strömen und dabei den am weitesten von Saturn
entfernten Ring, den ERing, aufbauen. Das CassiniKamerateam um
Carolyn Porco an der University of Boulder (Colorado) stellte fest,
dass offenbar Abscheidungen von Wassereis die Ausbruchstellen
gelegentlich verstopfen. Dann kann kein Wasserdampf mehr austreten
und der Druck unter der Kruste steigt ständig an. Irgendwann ist die
Festigkeit der Kruste überschritten und der Wasserdampf bricht sich
an anderer Stelle Bahn. Wahrscheinlich wandern die Ausbruchsstellen
entlang von Verwerfungen in der Enceladuskruste auf und ab. Dabei
bilden die aus den Geysiren ausgeworfenen Eispartikel nach und nach
eine dicke Schneeschicht entlang der Verwerfungen, die den Spitznamen
»Tigerstreifen« tragen. Auffällig ist, dass in der Nähe der
Geysire keinerlei Einschlagkrater auftreten, ein Hinweis auf ein
geringes geologisches Alter dieser Regionen. Das Teammitglied Paul
Helfenstein stieß auf Enceladus auf eine Art von Plattentektonik.
Wie auf der Erde gibt es Spreizungszonen, an denen neue Kruste
entsteht, und Gebirgsgürtel, an denen alte Kruste zusammengeschoben
und dabei gestaucht wird. Allerdings ist die Tektonik auf das Gebiet
des Südpols beschränkt und erfasst nicht den gesamten
Himmelskörper. Anhand der scharfen Bilder von Cassini gelang es
Helfenstein, die Krustenbewegungen auf Enceladus zu kartieren und in
der Zeit zurückzuextrapolieren. Er schnitt auf Mosaikkarten ältere
Gebiete an ihren Rändern aus, und stellte fest, dass die Ränder an
den Seiten praktisch nahtlos aneinanderpassen, ähnlich wie die
Ostküste Südamerikas in die Westküste Afrikas. Dieses Ausschneiden
führte Helfenstein für mehrere Bereiche der Karte erfolgreich
durch. Er vermutet, dass sich unterhalb der Kruste von Enceladus eine
wärmere Zone verbirgt, in der Konvektionsvorgänge die feste
Eiskruste auseinanderzerren.
Info
Im Rahmen der Woche der historischen Sternwarten
bieten die Landessternwarte und das Landesmuseum für Technik und
Arbeit in Mannheim am 18.,
23., und 25. Juni gemeinsame Führungen an. Der erste Teil der Führung findet unter
dem Titel "Instrumentenbestand und Aufgabenstellung der
Mannheimer Sternwarte im 18. Jahrhundert" im Landesmuseum statt.
Der zweite Teil ist die Besichtigung der historischen Teleskope an
der Landessternwarte. Bei schönem Wetter kann mit einem dieser
Telekope auch die Sonne beobachtet werden.
Beginn der Führung im
Landesmuseum: 10:00 Uhr, Treffpunkt: Kasse, Eintritt: 3,- Euro, 2,-
Euro ermäßigt, 2,- Euro ab einer Gruppe von 10 Personen
Beginn
der Führung an der Landessternwarte: 14:00 Uhr, Treffpunkt: vor dem
Tor der Sternwarte, Eintritt frei. Aus organisatorischen Gründen ist
eine Anmeldung für diese Führungen zwingend notwendig. Anmeldung
unter e-mail:
jda09@lsw.uni-heidelberg.de
oder Tel.: 06221-541727