Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Himmelsberblick
Ein Blick zum Abendhimmel zeigt, dass der Winter zu Ende geht. Zwar kurz nach Einbruch der Nacht sind der winterlichen Himmelsjäger Orion mit seinen großen und kleinen Jägerhunden immer noch zu sehen, aber sie sind allesamt schon weit in die westliche Himmelshälfte gerückt. Im Westen strebt der Stier dem Untergang entgegen. Höher als der Stier stehen noch die Zwillinge mit Kastor und Polux, in dem zu Zeit der Ringplanet Saturn sich aufhält. Da Saturn für einen Sonnenumlauf dreißig Jahre benötigt, hält er sich im Mittel zweieinhalb Jahre in einem Tierkreissternbild auf. Im Osten hat der Aufmarsch der Frühlingssternbilder begonnen. Der Löwe, das dominierende Frühlingssternbild schlechthin, ist hoch am Himmel mit seinem hellsten Stern Regulus ("Kleiner König")zu sehen. Dieser Stern erscheint uns, mit einer Temperatur von 13 400 °K, rein weiß. Er ist 85 Lichtjahre von uns entfernt (1 Lichtjahr beträgt 10 Billionen km!), erheblich heißer und auch 4 Mal größer als unsere Sonne. Regulus ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern dieses Dreiecks ist Arktur im Bootes, und der dritte ist Spica in der Jungfrau. Hat man das Dreieck ausgemacht, so wird man sich relativ schnell zurechtfinden!
Sternbild des Monats: Löwe
Um die Unsterblichkeit zu erlangen, musste der Held Herakles, Sohn des
Zeus und der Königin Alkmene, zwölf schwierige Arbeiten für
den grausamen König Eurystheus vollbringen. Eine dieser Aufgaben
bestand darin, den Löwen von Nemea zu töten. Dieser war ein
riesiges Tier mit einem Fell, dem weder Eisen noch Bronze etwas
anhaben konnten. Als Plage des ganzen Landes wurde er von allen
Menschen gefürchtet. Dieser Löwe war nicht leicht zu
stellen, denn er bewohnte eine Höhle mit zwei Ausgängen. Um
zu verhindern, dass das wilde Tier entkommen konnte, wuchtete
Herakles einen schweren Felsbrocken vor den hinteren Ausgang. Dann
wagte er sich in die Höhle des Löwen. Wütend ging das
in die Enge getriebene Tier auf Herakles los. Dessen Pfeile prallten
am Fell des Tieres ab, ebenso wie seine Schwerthiebe. In einem
fürchterlichen Kampf gelang es dem Helden schließlich, das
Tier mit bloßen Händen zu erwürgen. Vergeblich
versuchte er dann, dem Löwen das Fell mit seiner Waffe
abzuziehen. Nur mit den diamantharten Krallen des Löwen gelang
es ihm schließlich. Dieses undurchdringliche Löwenfell
legte sich Herakles wie einen Mantel um die Schultern und trug es
fortan wie einen Panzer, der ihn vor allen Gefahren schützte.
Zur Erinnerung an den erfolgreichen Kampf seines Sohnes hat Zeus den
Löwen an den Himmel versetzt. Sein hellster
Stern Regulus, was "kleiner König" bedeutet, weist auf das
Königliche des Tieres hin.
Sonne, Mond und Planeten
Am 20. März überschreitet die Sonne den Himmelsäquator in
nördlicher Richtung, der astronomische Frühling beginnt. In
Vorgriff auf eine bevorstehende Jahreszeit, gilt ab 27. März die
Sommerzeit (Uhren sind um eine Stunde vorzustellen). Neumond findet
diesen Monat am Vormittag des 10. im Wassermann statt, Vollmond in
der Jungfrau in den Abendstunden des 25. Merkur kann zwischen
den 6. und 14. kurz nach Sonnenuntergang tief im Westen gesichtet
werden. Mit Aufgangszeiten um 5 Uhr ist Mars im Schütze
hingegen Objekt am Morgenhimmel. Jupiter ist fast die ganze
Nacht sichtbar, er geht am Monatsanfang gegen 21h auf, am Monatsende
bereits eine Stunde früher. Saturn ist bis etwa 4 Uhr
morgens im Sternbild Zwillinge zu sehen. Venus, Uranus, Neptun sind
diesen Monat nicht sichtbar.
75 Jahre nach der Entdeckung Plutos: Quaoar, Sedna und 2004 DW
Im Februar des Jahres 1930 wurde Pluto entdeckt und als neunter Planet
unseres Sonnensystems klassifiziert. Er vervollständigt somit
den schönen Merkspruch zu den Anfangsbuchstaben der Planeten in
richtiger Reihenfolge: Mein Vater Erklärt Mir Jeden Samstag
Unsere Neun Planeten.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts such man mit modernster
Technik systematisch nach weiteren Objekten jenseits der Neptunbahn
("Trans-Neptun-Objekte", kurz TNOs). Diese Suche ist sehr
erfolgreich: Bis heute hat man etwa 800 solcher Objekte gefunden, die
meisten mit Durchmessern deutlich unter 1000 Kilometer. Keinem dieser
Objekte würde man allerdings den Planetenstatus zuerkennen.
Im Jahre 2002 erregte die Entdeckung eines Objekts mit immerhin 1300
Kilometern Durchmesser großes Aufsehen. Das nach einer Gottheit
der amerikanischen Ureinwohner "Quaoar" benannte Objekt ist damit
deutlich größer als Ceres, das größte Mitglied
des Asteroidengürtels zwischen der Mars- und Jupiterbahn.
Ein ähnlich großes Objekt (etwa 1500 Kilometer Durchmesser)
wurde im November 2003 entdeckt und auf den Namen der Inuit-Göttin
des Meeres "Sedna" getauft. Sednas Bahn ist sehr lang gestreckt,
in Sonnenferne ist sie 1000mal weiter von der Sonne entfernt als die
Erde. Ein kompletter Umlauf dauert etwa 12000 Jahre!
Aufgrund dieser besonderen Bahneigenschaften (Sedna ist kein gewöhnlicher
TNO) kam eine lebhafte Diskussion auf, ob Sedna nicht zum zehnten
Planeten ausgerufen werden sollte. Die Mehrheit der Wissenschaftler
hat sich dieser Meinung aber nicht angeschlossen. In diesem
Zusammenhang muss man sich darüber klar werden, dass es keine
einfache Definition für den Begriff "Planet" gibt. Aus
heutiger Sicht würde man z.B. Pluto lieber als TNO
klassifizieren. Im Februar letzten Jahres wurde schließlich ein
noch größerer "Kleinplanet" gefunden, der derzeit noch
"2004 DW" heißt. Er ist mit 1600 Kilometern Durchmesser
etwas größer als Sedna, aber immer noch kleiner als Pluto
(2300 km). Zweifelsohne birgt das äußere Sonnensystem noch
einige Geheimnisse, die die Wissenschaft im Zuge des technologischen
Fortschritts nach und nach zu lüften versucht.
INFO
Die Astronomieschule für Kinder und Jugendliche an der Landessternwarte bietet Astronomieworkshops für Schulklassen, private Gruppen sowie kostenlose Lehrerberatung für Schulprojekte an. Telefonische Vereinbarung vormittags und abends unter 06221-21681 oder cecilia.appl@abenteuer-astronomie.de. Das Programm der Kurse und Angebote finden Sie unter http://www.abenteuer-astronomie.de