Der Sternhimmel im März
Dr. Cecilia Scorza de Appl - Landessternwarte (ZAH), Ruprecht-Karls-Universität
und
Tillmann Althaus -
Redaktion "Sterne und Weltraum", Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg
Himmelsüberblick
Ein Blick zum Abendhimmel zeigt, dass der Winter zu Ende geht. Zwar ist
der winterliche Himmelsjäger Orion mit seinem großen und kleinen
Jägerhund kurz nach Einbruch der Nacht immer noch sichtbar, aber
alle funkeln tiefer im Südwesten. Das
Sternbild Stier steht im Westen mit seinem roten Augen, dem
Hauptstern Aldebaran. Der Löwe, das dominierende Frühlingssternbild,
ist hoch am Himmel mit seinem hellsten Stern Regulus ("kleiner
König") zu sehen. Dieser Stern erscheint
uns, mit einer Temperatur von 13 400 K, rein weiß. Er ist 85
Lichtjahre von uns entfernt (1 Lichtjahr beträgt 10 Billionen km!),
erheblich heißer und auch viermal größer als unsere Sonne.
Regulus ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern
dieses Dreiecks ist Arkturus im Bootes, und der dritte ist Spica in
der Jungfrau. Hat man das Dreieck einmal ausgemacht, so findet man
sich relativ schnell am Frühlingshimmel zurecht!
Das Sternbild des Monats: Bootes
Die griechische Mythologie erzählt von der wunderschöne
Nymphe Kallisto, die in der Mitte des Peloponnes lebte. Der Göttin
Artemis hatte sie geschworen, jungfräulich wie diese zu bleiben.
Aber ihre Schönheit wurde ihr zum Verhängnis, denn Zeus, der Vater
aller Götter, hatte sich in sie verliebt. Um ihr näher zu kommen,
nahm er die Gestalt von Artemis an. Kallisto küsste sie,
durchschaute aber bald sein falsches Spiel und wehrte sich
vergeblich. Aus Angst, von Artemis verstoßen zu werden, versteckte
sie sich tief im Wald, wo sie nach dem zehnten Vollmond ein Kind von
Zeus gebar, dem sie den Namen Arkas gab. Die eifersüchtige Gattin
des Zeus, die Göttin Hera, sann auf Rache. Nach der Geburt des
Kindes spürte sie die Nymphe im Wald auf, und als Strafe für ihre
Schönheit verwandelte sie Kallisto in eine große Bärin. Zwei Frauen,
die das Kind im Wald fanden, nahmen es zu sich auf. Fünfzehn Jahre
vergingen, und inzwischen war Arkas zu einem kräftigen Jüngling
herangewachsen. Als er eines Tages mit seinen Jagdhunden in den Wald
ging, traf er an einem Brunnen auf die große Bärin. Der Jüngling,
der nichts von dem Schicksal seiner Mutter ahnte, fürchtete sich vor
dem großen Tier. Er holte mit seiner Keule aus und wollte es
erschlagen. Doch der allwissende Zeus verhinderte dieses Unglück
und erhob sie zusammen als Sternbilder an den nördlichen
Frühlingshimmel: Kallisto als den großen Bären und ihren Sohn
Arkas als den Bärenhüter Bootes.
Sonne, Mond und Planeten
Vollmond
ist am 11.3, Neumond am 26.3, Merkur ist im März nicht sichtbar, da
er sich zu dicht an der Sonne aufhält. Venus wird nur bis Ende des
Monates als Abendstern zu sehen sein. Mars befindet sich immer noch
zu Nähe an der Sonne und bleibt deswegen noch unsichtbar. Jupiter
lässt sich am späten Morgenhimmel ausspüren. Saturn erreicht am 8.
März die Opposition zur Sonne und lässt sich daher optimal
beobachten. Uranus und Neptun befinden sich beide zu Nah an der
Sonne und sind nicht zu sehen.
Der Planetarische Nebel NGC2818
Bild: NASA/ESA/Hubble Heritage Team/STScI/AURA
Einem
farbenprächtigen Juwel ähnelt der Planetarische Nebel NGC2818 im
südlichen Sternbild Kompass in dieser Aufnahme des
Weltraumteleskops Hubble. Er befindet sich im
offenen
Sternhaufen NGC2818A in rund 10000 Lichtjahren Entfernung zu uns.
NGC2818 ist einer der wenigen Planetarischen Nebel, die in einem
offenen Sternhaufen bekannt sind. Derartige Sternhaufen werden nur
durch die recht schwachen Gravitationskräfte ihrer Mitgliedssterne
zusammengehalten und lösen sich durch Schwerkraftwechselwirkungen
mit benachbarten Milchstraßenregionen meist innerhalb weniger
hundert Millionen Jahre auf. Planetarische Nebel entstehen, wenn
Sterne mit mehr als einer Sonnenmasse sterben. Diese Sterne haben
jedoch Lebensdauern von bis zu mehreren Milliarden Jahren, bis sie zu
einem Weißen Zwerg schrumpfen und dabei ihre äußeren Schichten in
ihre Umgebung abblasen. Meist ist aber nach so langer Zeit der offene
Sternhaufen, in dem sich die Sterne einst bildeten, längst
zerfallen. Das Alter von NGC2818A wird auf rund eine Milliarde Jahre
geschätzt, er ist damit einer der ältesten bekannten offenen
Sternhaufen in unserem Milchstraßensystem. Der Weiße Zwerg im
Inneren des Planetarischen Nebels ist sehr heiß und sendet daher
große Mengen an ultravioletter Strahlung aus. Diese ist energiereich
genug, verschiedene Gase in der Hülle zu ionisieren und zum Leuchten
im sichtbaren Licht anzuregen. In rot leuchtet Stickstoff, in grün
Wasserstoff und in blau Sauerstoff. Die Formen Planetarischer Nebel
sind sehr variabel und im Fall von NGC2818 noch wenig verstanden.
Unsere Sonne wird in 5 Milliarden Jahren einen ähnlichen Ende haben.
Info
Das
Weltall Du lebst darin - entdecke es! Unter diesem Motto feiern
alle Astronomen weltweit das Internationale Jahr der Astronomie 2009.
Zu diesem Anlass bietet die Astronomieschule an der Landessternwarte
(ZAH) mit freundlicher Unterstützung vom SAP am Freitag, den 20.
März einen Beobachtungsabend des Planeten Saturn mit einem
Einführungsvortrag. Die Fernrohre werden später am Abend auch auf
Komet Lulin (im Sternbild Stier) gerichtet. Treffpunkt: um 18:45 Uhr
am Tor der Landessternwarte (ZAH). Die Anmeldungen für diese
Veranstaltung erfolgen unter: 541727 (ab 10:00 Uhr) und unter
jda09@lsw.uni-heidelberg.de.
Darüber hinaus bietet die Astronomieschule Workshops für
Schulklassen, Lehrerberatung für Schulprojekte und Astro-Camps an.
Kontakt unter http://www.astronomieschule.org.
Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de