Der Sternhimmel im Mai
Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Landessternwarte, Zentrum für Astronomie Heidelberg ZAH
Ruprecht-Karls-Universität
Himmelsüberblick
Der Wintersternhimmel nimmt endgültig Abschied und lässt den
Frühlingssternbildern Platz. Tief am nordwestlichen Himmel ist
noch das Sternbild Zwillinge mit den Sternen Kastor und Pollux noch
zu erkennen. Den Südhimmel nimmt jetzt das Frühlingsdreieck
ein. Es wird gebildet von den hellen Sternen Arktur im Boote, Regulus
im Löwen und Spica in der Jungfrau. Auffallend strahlt im
Sterbild Löwe der Ringplanet Saturn. Südlich davon
streckt sich die Nördliche Wasserschlange, mit den Sternbildern
Rabe und Becher. Zwischen Löwe und der Bärenhüter,
strahlt das unauffällige Sternbild Haar der Berenice. In
Nordosten treten langsam die Sommersternbilder Herkules, Schwan und
Leier auf die Himmelsbühne.
Sternbild des Monats: Rabe und Becher
Einst wollte der Gott Apollo ein Fest ausrichten
zu Ehren seines Vaters Zeus. Dafür brauchte er klares Wasser.
Also sandte er einen Raben mit einem goldenen Becher zu einer Quelle
auf der Erde. Hungrig und müde von seiner weiten Reise ruhte
sich der Rabe auf dem Ast eines Feigenbaums aus. Er kostete von den
Feigen, doch sie waren noch grün und hart. So setzte er sich
einfach unter den Baum und wartete, bis die Früchte reif wurden.
Seinen Auftrag hatte er darüber völlig
vergessen. Erst als er sich an den süßen Feigen satt
gegessen hatte, erinnerte er sich daran. Während er noch
schuldbewusst nach einer Ausflucht suchte, entdeckte er eine große,
mehrköpfige Schlange. Er packte sie und flog mit ihr zu Apollo
zurück. Dreist behauptete er: "Die Schlange hat die Quelle
belagert, sodass ich kein Wasser holen konnte. Sie muss dafür
bestraft werden!" "Du wagst es, mich zu belügen?",
antwortete ihm erzürnt der allwissende Gott. "Du hast faul
unter dem Feigenbaum gewartet, bis die Früchte reif wurden. Zur
Strafe soll keine Quelle deinen Durst löschen, solange die
Feigen an den Bäumen reifen." Als Mahnung versetzte er den
Raben, die Schlange und den goldenen Becher als Sternbilder an den
Himmel, wo wir sie im Frühling noch sehen können.
Mond- und Planetenlauf
Der Vollmond zeigt sich diesen Monat am 2., Neumond ist dementsprechend
am 16. Merkur zeigt sich am Ende des Monats am Abendhimmel. Beste
Aussichten, den Himmelsboten am nordwestlichen Horizont zu erspähen,
hat man um den 25. nach 22 Uhr. Venus ist weiterhin als Abendstern am
Himmel vertreten. Sie geht erst um Mitternacht unter und strahlt
unverändert hell. Mars kann etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang
am Morgenhimmel gefunden werden. Auch Jupiter ist Objekt der zweiten
Nachthälfte, seine Aufgänge verfrühen sich aber im
Verlauf des Monats deutlich, so dass er bald die ganze Nacht sichtbar
sein wird. Saturn hingegen verabschiedet sich vom Morgenhimmel. Er
wird am 22. ab kurz nach 21 Uhr für eine Stunde vom zunehmenden
Mond bedeckt, ein hübsches Schauspiel. Uranus und Neptun sind
leuchtschwache Objekte, die von erfahrenen Amateuren ab Monatsende
gesichtet werden können.
Thema des Monats: Sonnenstürme - jetzt auch in STEREO
Die Konstanz der Sonneneinstrahlung ist ein wichtiger Faktor für das
irdische Leben. Die moderne Astrophysik hat aber auch eine andere
Seite der Sonne erkannt. Die Sonne zeigt auf ihrer Oberfläche
zeitlich variable Phänomene, zu denen auch die Sonnenflecken
gehören. Weiter draußen, in der sogenannten Korona, wird
Materie ins All geschleudert. Diese koronalen Massenauswürfe
führen 150 Millionen Kilometer entfernt zu "Weltraumwetter",
also Teilchenstürmen, die Mensch und Maschine insbesondere im
All gefährlich werden können. Aber auch erdgebundene Geräte
mit empfindlicher Elektronik können im Extremfall Schaden
nehmen.
Dieser Tage hat eine von der NASA geleitete, internationale Mission die
ersten dreidimensionalen Bilder veröffentlicht. Es handelt bei
der STEREO-Mission um zwei Satelliten, die die Sonne aus
unterschiedlichen Winkeln betrachten und somit 3D-Bilder liefern
können. Einer der Satelliten fliegt der Erde auf ihrer Bahn um
die Sonne voraus, einer eilt ihr hinterher. Über die nächsten
fünf Jahre wird der Abstand der beiden Sonden stetig zunehmen,
so dass Aufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven entstehen
werden.
Die beteiligten Wissenschaftler erhoffen sich, über Erkenntnisgewinn
solarer Prozesse hinaus, der Menschheit einen Dienst zu erweisen,
indem sie die Vorhersagbarkeit solarer Stürme von Stunden auf
Tage erhöhen. Mittelfristig wird ein solches Frühwarnsystem
wohl in dem Maße an Bedeutung gewinnen, wie die Menschheit den
Schritt ins All (z.B. mit einer bemannten Mondbasis) wagt.
INFO
Die Astronomieschule bietet alle Interessenten einen Beobachtungsworkshop
rund um Saturn und seine Monde mit anschaulichen Erklärungen und
direkte Beobachtungen an. Interessierte können sich unter
cscorza@lsw.uni-heidelberg.de, der FAX. Nummer 06221- 541702 oder
telefonisch (nur abends) unter 06221 21681 anmelden.
Die Astronomieschule für Schüler und Lehrer an der
Landessternwarte bietet mit freundlicher Unterstützung von
SAP, Astronomieworkshops für Schulklassen und Lehrerberatung für
Schulprojekte an. Telefonische Vereinbarung vormittags unter HD
541769 und abends unter 06221- 21681 oder
cscorza@lsw.uni-heidelberg.de
Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet
regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter
vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden.
Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder
unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de