Der Sternhimmel im Oktober

Mars ist nach wie vor der hellste Gestirn des Nachthimmels

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn


Himmelsüberblick

Die Sternbilder der Andromeda-Sage prägen nun den Herbsthimmel. Den besten Orientierungspunkt bietet zur Zeit das Herbstquadrat, das von den vier hellsten Sternen des Sternbildes Pegasus gebildet wird. östlich von Pegasus erstreckt sich das Sternbild der Andromeda und nordöstlich davon, das des HeldenPerseus. Ganz oben im Zenit strahlt in vollem Glanz das Himmels-W, die Königin Cassiopeia, und nicht weit davon entfernt, das Sternbild ihres Gemahls, des Königs Cepheus. Südöstlich von Pegasus befindet sich das schwer zu erkennende Sternbild Fische, und noch tiefer im Südosten das des Meeresungeheuers Cetus. Zu sehen sind auch die Sternbilder Widder, Dreieck und ganz tief im Süden, der Wassermann.


Sternbild des Monats: Andromeda

Andromeda In Äthiopien lebte einst eine sehr schöne aber eitle Königin namens Cassiopeia. Eines Tages prahlte sie, noch schöner zu sein als die Meerjungfrauen. Dies entzürnte den Meeresgott Poseidon so sehr, dass er drohte, ganz Äthiopien zu überschwemmen. Aufs äußerste besorgt schickte Cassiopeias Gemahl, König Cepheus, einen Boten zum Orakel; denn er wollte wissen, wie er den Gott versöhnlich stimmen könnte. Die Antwort des Orakels war grausam: Um der Überschwemmung zu entgehen, müsse seine Tochter, die Prinzessin Andromeda, dem Meeresungeheuer Cetus geopfert werden. Für die tapfere Prinzessin war das Unglück ihres Landes schrecklicher als ihr eigenes Leid, und so war sie bereit zu tun, was das Orakel verlangte. Noch am selben Tag wurde sie vor den Augen des Volkes an einen Felsen am Meer geschmiedet.
Als es Abend wurde, erschien zwischen den Wolken der Held Perseus auf seinem geflügelten Pferd Pegasus. Zunächst hielt er Andromeda für eine leblose Statue. Doch der Wind zauste ihr Haar, und Tränen rannen aus ihren Augen. Bezaubert von ihrer Schönheit flog Perseus hinab und fragte sie nach ihrem Namen und Schicksal. Kaum hatte die Prinzessin von ihrem Leid erzählt, als aus der Tiefe des Meeres das Ungeheuer Cetus auftauchte - so plötzlich, dass sogar die Fische aus dem Wasser zu fliehen versuchten. Entschlossen die Schöne zu retten, schwang sich der Held auf Pegasus in die Lüfte, stürzte herab wie ein Adler und stieß sein Schwert in den Rücken des Ungeheuers. Rasend vor Schmerz und Wut wehrte es sich, aber Perseus ließ nicht ab, bis es tot in den Wellen versank. Der Held befreite Andromeda von ihren Fesseln und brachte sie in den königlichen Palast, wo sie bald danach heirateten. Als Erinnerung an die wunderbare Rettung versetzten die Götter alle zusammen als Sternbilder an den Himmel.


Mond und Planeten

Der Vollmond tritt diesen Monat am Morgen des 10. ein, Neumond am Nachmittag des 25. Merkur kann bis zum 5. morgens tief am Osthimmel ab ca. 6 Uhr gesehen werden. Venus wird erst nächsten Monat als Abendstern sichtbar. Mars ist weiterhin ein auffälliges Objekt am Abendhimmel. Vom Morgenhimmel zieht er sich bis zum Monatsende fast vollständig zurück. Jupiter kann in den frühen Morgenstunden im Osten gesehen werden. Die Aufgänge des Saturns verfrühen sich weiterhin merklich, von Mitternacht zu Anfang des Monats auf 20:30 Uhr gegen Ende. Er wird die nächsten Monate über gut zu sehen sein.


Wie lang ist die Milchstraße?

Wie letzten Monat besprochen, sind bereits die Entfernungen in unserem Sonnensys tem so gewaltig, dass sie jegliche Vorstellungskraft übersteigen. Man behilft sich in solchen Fällen mit maßstabsgetreuen Modellen, die aber schnell an ihre Grenzen stoßen. Wie groß ist nun unsere Galaxis, die Sterneninsel, die auch unser Sonnensystem beherbergt? Als Maßeinheit bedienen sich die Astronomen gerne des Lichtjahres, also der Entfernung, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Bei einer Geschwindig keit von 300 000 Kilometern pro Sekunde sind das knapp 9.5 Billionen Kilometer!
Nehmen wir also an, wir verkleinern unser Sonnensystem (11 Lichtstunden im Durchmesser) auf die Größe eines Stecknadelkopfes (1mm). Dann hat die Spiralscheibe unserer Milchstraße (100 000 Lichtjahre) einen maßstabsgetreuen Durchmesser von 80 Kilometern, was etwa der Entfernung Mannheim - Frankfurt entspricht. Unser Sonnensystem umläuft das Galaktische Zentrum in einer Entfernung von 30 000 Lichtjahren, also 25 Kilometer vom Mittelpunkt. Der nächste Stern (Proxima Centauri, 4Lj.) stünde in 3 Meter Entfernung zu uns, wohlgemerkt mit einem stellaren Durchmesser von typischerweise einem Zehntausendstel Millimeter! In dieser Spiralscheibe tummeln sich ein paar Hundert Milliarden Sterne. Planeten wie die Erde fallen in den Bereich der Nanometer (0.000000001 m).
Interessant ist noch die Frage, wie weit es in diesem Modell bis zu unserer Nachbargalaxie "Andromeda" ist, die man ja mit bloßem Auge erkennen kann (siehe Andromedabild): Die Antwort lautet 1600 Kilometer oder etwa die Entfernung Heidelberg - Stockholm. Für Lebewesen, die in diesem Maßstab kleiner sind als Atome in Wirklichkeit, stellt bereits eine Entfernung von drei Metern eine unüberwindbare Distanz dar, ganz zu schweigen von 1600 Kilometern. Selbst wenn es gelänge, einen Antrieb zu bauen, der Reisen mit Lichtgeschwindigkeit ermöglichte, wäre man bis zur Andromedagalaxie über 2 Millionen Jahre unterwegs.


Informationen

Im Rahmen eines Herbstprogrammes für Kinder bietet die Autorin Lesungen und ein Kartenspiel für Schulklassen zum Thema "Sternbilder und Orientierung am Himmel " an. Mehr unter http://www.abenteuer-astronomie.de und abends unter 06221-21681. Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 509206 oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de.