Der Sternhimmel im Oktober

Partielle Sonnenfinsternis am 3. Oktober

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn



Himmelsüberblick

Die Sternbilder der Andromeda-Sage prägen nun den Herbsthimmel. Den besten Orientierungspunkt bietet zu Zeit das Herbstquadrat, das von den vier hellsten Sternen des Sternbildes Pegasus gebildet wird. Östlich von Pegasus erstreckt sich das Sternbild der Andromeda und nordöstlich davon, das des Helden Perseus. Auf der Sterngürtel Andromedas kann man mit blosen Augen unsere nächste Nachbargalaxie, die Andromedagalaxie, als diffuse Nebel wahrgenommen werden. Ganz hoch im Zenit strahlt in vollem Glanz das Himmels-W, die Königin Cassiopeia, und nicht weit davon entfernt, das Sternbild ihres Gemahls, des Königs Cepheus. Südöstlich von Pegasus befindet sich das schwer zu erkennende Sternbild Fische, und noch tiefer im Südosten das des Meeresungeheuers Cetus. Zu sehen sind auch die Sternbilder Widder, Dreieck und ganz tief im Süden, der Wassermann.


Sternbild des Monats: Pegasus

Pegasus Nach der griechischen Mythologie war Pegasus, das berühmte geflügelte Roß, ein Kind des Meeresgottes Poseidon und der Medusa. Die Medusa war eine der Gorgonen, die Schlangen anstatt Haare trug und deren Anblick versteinerte. Die Überlieferungen nach sei Pegasos aus Medusas Nacken entsprungen, als diese von geköpft wurde. Pegasus lebte am Wohnsitz der Götter, er trug für Zeus die Blitze und die Donner. Nur der Held Bellerophontes konnte es einst mit einem goldenen Zaumzeug zähmen, das ihm die Göttin Athene, schenkte. Pegasos half Bellerophon in seinem Kampf gegen die Chimäre und die Amazonen. Übermütig, beschloss Bellerophon selbst zu den Göttern aufzusteigen. Dies gefiel der Unsterblichen nicht und so entsandten sie eine Wespe, die den Pegasus an einer empfindlichen Stelle am Hals prompt sticht. Dieser bäumt sich vor Schmerz und Schrecken auf, wobei er den siegestrunkenen Bellerophon samt goldenem Zaumzeug abwirft. In dieser Stellung wird Pegasus unter die Sterne versetzt - mit den Hufen nach oben und dem Rücken nach unten zeigend. Nach dem Tod Bellerophons kehrte er zum Berg Olymp zurück, um den Göttern zu helfen. Angeblich entstanden durch Pegasos' Hufschlag zwei Brunnen: Einer auf Geheiß von Zeus auf dem Gebirge Helikon (der helikonische Quell, aus dem alle Dichter trinken), ein zweiter in Troizen. Als Pegasos in ein Sternbild verwandelt wurde, fiel eine Feder seiner Flügel nahe der Stadt Tarsus zurück auf die Erde und gab der Stadt ihren Namen. Seine Ursprünge als Mischwesen sind vermutlich orientalischer Herkunft. Er wurde häufig in der kretischen und kleinasiatischen Kunst dargestellt.


Mond und Planeten

Der Mond steht diesen Monat am 17. im Gegenschein zur Sonne, zeigt sich also als Vollmond. Vierzehn Tage vorher, am 3., zieht der Mond aus europäischer Perspektive vor der Sonnenscheibe vorbei, es kommt zu einer teilweisen Sonnenverfinsterung (s. unten).
Venus ist weiterhin Abendstern und gewinnt langsam an Helligkeit. Sie geht etwa eineinhalb Stunden nach der Sonne unter. Mars befindet sich nahe dem Goldenen Tor der Ekliptik, das durch die beiden Sternhaufen Pleiaden und Hyaden gebildet wird. Er ist fast die ganze Nacht über sichtbar. Saturn kann in der zweiten Nachthälfte gesehen werden. Jupiter bleibt diesen Monat unbeobachtbar, während die Beobachtung der Planeten Uranus, Neptun und Pluto den Spezialisten vorbehalten ist.


Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 3. Oktober

In den Morgenstunden des kommenden Montags schiebt sich der Mond auf seiner Bahn zwischen Sonne und Erde, so dass sein Schatten einen schmalen Streifen der Erdoberfläche für jeweils einige Minuten bedeckt. Aufgrund der Tatsache, dass weder die Mondbahn noch die Erdbahn perfekte Kreise sind, erscheinen Mond und Sonne nicht immer gleich groß am Firmament. In diesem Fall führt dies dazu, dass der Mond die Sonne nicht komplett bedecken kann, ein gleißend heller Ring der Sonne bleibt sichtbar, man spricht von einer ringförmigen Sonnenfinsternis.
Die Maximallinie dieser Sonnenfinsternis erstreckt sich vom Nordatlantik über die iberische Halbinsel, das Mittelmeer, Nordostafrika und endet im Indischen Ozean. Von Deutschland aus ist wird nur ein Bedeckungsgrad von 30 – 60 Prozent erreicht, im Rhein-Neckar-Raum wird gut die Hälfte der Sonne vom Mond bedeckt werden. Die Sonne erscheint dann sichelförmig. Das Schauspiel beginnt gegen 10 Uhr morgens, die maximale Phase wird kurz nach 11 Uhr erreicht, um 12:30 Uhr ist der „Spuk“ vorüber. An dieser Stelle sei davor gewarnt, Sonnenbeobachtungen ohne geeignete Hilfsmittel durchzuführen, „So-Fi“-Brillen sind im Fachhandel erhältlich.
Historisch betrachtet wurden Sonnenfinsternisse meist mit nahendem Unheil in Verbindung gebracht. Seitdem wir die harmlosen himmelsmechanischen Gesetzmäßigkeiten, die zu diesem spektakulären Ereignis führen, verstehen, muss sich keiner mehr fürchten. Im 20. Jahrhundert hat man vielmehr damit begonnen, Sonnenfinsternisse wissenschaftlich zu nutzen. Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie (1915) sagt nämlich voraus, dass große Massenansammlungen wie die Sonne den Raum messbar krümmen. Das führt dazu, dass das Licht ferner Sterne durch die Sonne abgelenkt wird. Da die Sonne am Taghimmel aber alle Sterne überstrahlt, ist eine Messung dieser Vorhersage nur bei einer totalen Sonnenfinsternis möglich. Ein erster Test dieser Vorhersagen wurde im Jahre 1919 durchgeführt. Die Messungen des sehr kleinen Effekts erwiesen sich als überaus schwierig und letztlich entsprach die Genauigkeit der Ergebnisse nicht den Erwartungen. Seitdem sind die Vorhersagen der Relativitätstheorie aber zahllosen Test unterzogen worden, die sie allesamt mit Bravour bestanden hat.


INFO

Beobachtung der Sonnenfinsternis am 3.10.2005 vormittags: Die Astronomieschule an der Landessternwarte (ZAH) bietet die Möglichkeit, die Sonnenfinsternis ab 10:00 Uhr direkt oder projiziert zu beobachten. Die Teilnahme erfolgt NUR unter Anmeldung per e-mail cecilia.appl@abenteuer-astronomie.de, Fax HD 603217 oder telefonisch (nur abends) unter HD 21681.
Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de