Der Sternhimmel im Oktober
Partielle Sonnenfinsternis am 3. Oktober
Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Himmelsüberblick
Die Sternbilder der Andromeda-Sage prägen nun den Herbsthimmel. Den
besten Orientierungspunkt bietet zu Zeit das Herbstquadrat, das von
den vier hellsten Sternen des Sternbildes Pegasus gebildet wird.
Östlich von Pegasus erstreckt sich das Sternbild der Andromeda
und nordöstlich davon, das des Helden Perseus. Auf
der Sterngürtel Andromedas kann man mit blosen Augen unsere
nächste Nachbargalaxie, die Andromedagalaxie, als diffuse Nebel
wahrgenommen werden. Ganz hoch im Zenit strahlt in vollem
Glanz das Himmels-W, die Königin Cassiopeia, und nicht weit
davon entfernt, das Sternbild ihres Gemahls, des Königs Cepheus.
Südöstlich von Pegasus befindet sich das schwer zu
erkennende Sternbild Fische, und noch tiefer im Südosten das des
Meeresungeheuers Cetus. Zu sehen sind auch die Sternbilder Widder,
Dreieck und ganz tief im Süden, der Wassermann.
Sternbild des Monats: Pegasus
Mond und Planeten
Der Mond steht diesen Monat am 17. im Gegenschein zur Sonne, zeigt sich
also als Vollmond. Vierzehn Tage vorher, am 3., zieht der Mond aus
europäischer Perspektive vor der Sonnenscheibe vorbei, es kommt
zu einer teilweisen Sonnenverfinsterung (s. unten).
Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 3. Oktober
In den Morgenstunden des kommenden Montags schiebt sich der Mond auf
seiner Bahn zwischen Sonne und Erde, so dass sein Schatten einen
schmalen Streifen der Erdoberfläche für jeweils einige
Minuten bedeckt. Aufgrund der Tatsache, dass weder die Mondbahn noch
die Erdbahn perfekte Kreise sind, erscheinen Mond und Sonne nicht
immer gleich groß am Firmament. In diesem Fall führt dies
dazu, dass der Mond die Sonne nicht komplett bedecken kann, ein
gleißend heller Ring der Sonne bleibt sichtbar, man spricht von
einer ringförmigen Sonnenfinsternis.
INFO
Beobachtung der Sonnenfinsternis am 3.10.2005 vormittags: Die
Astronomieschule an der Landessternwarte (ZAH) bietet die
Möglichkeit, die Sonnenfinsternis ab 10:00 Uhr direkt oder
projiziert zu beobachten. Die Teilnahme erfolgt NUR unter Anmeldung
per e-mail
cecilia.appl@abenteuer-astronomie.de,
Fax HD 603217 oder telefonisch (nur abends) unter HD
21681.
Nach der griechischen Mythologie war Pegasus, das berühmte geflügelte
Roß, ein Kind des Meeresgottes Poseidon
und der Medusa.
Die Medusa war eine der Gorgonen, die Schlangen anstatt Haare trug
und deren Anblick versteinerte. Die Überlieferungen nach sei
Pegasos aus Medusas Nacken entsprungen, als diese von geköpft wurde. Pegasus lebte am Wohnsitz
der Götter, er trug für Zeus die Blitze und die Donner. Nur
der Held Bellerophontes konnte es einst mit einem goldenen Zaumzeug
zähmen, das ihm die Göttin Athene, schenkte. Pegasos half
Bellerophon
in seinem Kampf gegen die Chimäre
und die Amazonen.
Übermütig, beschloss Bellerophon selbst zu den
Göttern aufzusteigen. Dies gefiel der Unsterblichen nicht und so
entsandten sie eine Wespe, die den Pegasus an einer
empfindlichen Stelle am Hals prompt sticht. Dieser bäumt sich
vor Schmerz und Schrecken auf, wobei er den siegestrunkenen
Bellerophon samt goldenem Zaumzeug abwirft. In dieser Stellung wird
Pegasus unter die Sterne versetzt - mit den Hufen nach oben
und dem Rücken nach unten zeigend. Nach
dem Tod Bellerophons kehrte er zum
Berg Olymp zurück, um den Göttern zu helfen. Angeblich entstanden
durch Pegasos' Hufschlag zwei Brunnen: Einer auf Geheiß von
Zeus auf dem Gebirge
Helikon (der helikonische Quell, aus dem alle Dichter trinken), ein zweiter
in Troizen. Als Pegasos in ein
Sternbild verwandelt wurde, fiel eine Feder seiner Flügel nahe der Stadt
Tarsus zurück auf die Erde und gab der Stadt ihren Namen. Seine
Ursprünge als
Mischwesen
sind vermutlich orientalischer Herkunft. Er wurde häufig in der
kretischen und kleinasiatischen
Kunst dargestellt.
Venus ist weiterhin Abendstern und gewinnt langsam an Helligkeit. Sie geht
etwa eineinhalb Stunden nach der Sonne unter. Mars befindet
sich nahe dem Goldenen Tor der Ekliptik, das durch die beiden
Sternhaufen Pleiaden und Hyaden gebildet wird. Er ist fast die ganze
Nacht über sichtbar. Saturn kann in der zweiten
Nachthälfte gesehen werden. Jupiter bleibt diesen Monat
unbeobachtbar, während die Beobachtung der Planeten Uranus,
Neptun und Pluto den Spezialisten vorbehalten ist.
Die
Maximallinie dieser Sonnenfinsternis erstreckt sich vom Nordatlantik
über die iberische Halbinsel, das Mittelmeer, Nordostafrika und
endet im Indischen Ozean. Von Deutschland aus ist wird nur ein
Bedeckungsgrad von 30 – 60 Prozent erreicht, im Rhein-Neckar-Raum
wird gut die Hälfte der Sonne vom Mond bedeckt werden. Die Sonne
erscheint dann sichelförmig. Das Schauspiel beginnt gegen 10 Uhr
morgens, die maximale Phase wird kurz nach 11 Uhr erreicht, um 12:30
Uhr ist der „Spuk“ vorüber. An dieser
Stelle sei davor gewarnt, Sonnenbeobachtungen ohne geeignete
Hilfsmittel durchzuführen, „So-Fi“-Brillen sind im
Fachhandel erhältlich.
Historisch
betrachtet wurden Sonnenfinsternisse meist mit nahendem Unheil in
Verbindung gebracht. Seitdem wir die harmlosen himmelsmechanischen
Gesetzmäßigkeiten, die zu diesem spektakulären
Ereignis führen, verstehen, muss sich keiner mehr fürchten.
Im 20. Jahrhundert hat man vielmehr damit begonnen,
Sonnenfinsternisse wissenschaftlich zu nutzen. Albert Einsteins
Allgemeine Relativitätstheorie (1915) sagt nämlich voraus,
dass große Massenansammlungen wie die Sonne den Raum messbar
krümmen. Das führt dazu, dass das Licht ferner Sterne durch
die Sonne abgelenkt wird. Da die Sonne am Taghimmel aber alle Sterne
überstrahlt, ist eine Messung dieser Vorhersage nur bei einer
totalen Sonnenfinsternis möglich. Ein erster Test dieser
Vorhersagen wurde im Jahre 1919 durchgeführt. Die Messungen des
sehr kleinen Effekts erwiesen sich als überaus schwierig und
letztlich entsprach die Genauigkeit der Ergebnisse nicht den
Erwartungen. Seitdem sind die Vorhersagen der Relativitätstheorie
aber zahllosen Test unterzogen worden, die sie allesamt mit Bravour
bestanden hat.
Führungen:
Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet
regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter
vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden.
Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder
unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de