Der Sternhimmel im Oktober


Dr. Cecilia Scorza de Appl



Himmelsüberblick

Die Sternbilder der Andromeda-Sage prägen nun den Herbsthimmel. Den besten Orientierungspunkt bietet zu Zeit das Herbstquadrat, das von den vier hellsten Sternen des Sternbildes Pegasus gebildet wird. Östlich von Pegasus erstreckt sich das Sternbild der Andromeda und nordöstlich davon, das des Helden Perseus. Auf der Sterngürtel Andromedas kann man mit bloßen Auge unsere nächste Nachbargalaxie, die Andromedagalaxie, als diffuse Nebel wahrgenommen werden. Sie befindet sich rund 2,5 Millionen Lichtjahren von uns entfernt. Ganz hoch im Zenit strahlt in vollem Glanz das Himmels-W, die Königin Cassiopeia, und nicht weit davon entfernt, das Sternbild ihres Gemahls, des Königs Cepheus. Südöstlich von Pegasus befindet sich das schwer zu erkennende Sternbild Fische, und noch tiefer im Südosten das des Meeresungeheuers Cetus. Zu sehen sind auch die Sternbilder Widder, Dreieck und ganz tief im Süden, der Wassermann.


Sternbild des Monats: Widder

Widder Lautder griechischen Mythologie gab es einmal ein König Namens Athamas, der zwei Kinder hatte: ein Junge Namens Phrixos und ein Mädchen Namens Helle. Beide hatten sehr unter ihrer Stiefmutter zu leiden, denn ihre richtige Mutter Nephele verwandelte sich in eine Wolkengöttin als der König eine andere Frau zu sich nahm. Die neue Königin hasste ihre Stiefkinder so sehr, dass sie Tag und Nacht überlegte, wie sie die beide loswerden konnte. Sie redete allen Frauen ein, dass sie das Getreide vor der Aussaat dörren müssten. Als der Korn dann nicht aufging und eine Hungersnot drohte, riet sie dem König einen Boten in das Orakel von Delphi zu schicken um dort Rat zu suchen. Der Bote war aber von der böse Königin bestochen und brachte eine falsche Antwort zurück: um die Erdgöttin Gaia zu versöhnen, müsse der König seine Kinder opfern. Der König weigerte sich dies zu tun, aber die Hungernot schien unausweichlich, sodass er schweres Herzen gehorchen musste. Rasend vor Schmerzen stürzte sich jedoch Nephele vom Himmel hinunter und rettete ihre Kinder. Sie setzte sie auf einen Widder, dessen Fell aus purem Gold war, der fliegen und mit menschlichen Stimme sprechen konnte. Kaum saßen die Kinder auf dem Widder, als er sich in die Lüft erhob. Dieser warnte den Kindern auf keinen Fall hinunter zu schauen! Aber als sie über das Meer flogen, schaute Helle hinunter, verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Meer. Weinend bedauerte Phrixos das traurige Los seiner Schwester, wurde aber getröstet als der Widder ihn verriet, dass Helle einem Meeresgott zur Ehe versprochen war. Heute wird diesen Teil des Meeres in Griechenland “Hellespont” genannt, was “das Meer von Helle” bedeutet. Phrixos wurde zu einem ferner Königsreich gebracht, wo er von dem gastfreundlichen König aufgenommen wurde. Zum Dank für die wunderbare Rettung, wurde der Widder von Zeus, der Vater aller Götter, am Frühlingshimmel versetzt.


Mond und Planeten

Die Neumondphase tritt am 11. Oktober um 7.01 Uhr ein. Vollmond wird am 26. Oktober um 6.52 Uhr. Venus ist im Oktober strahlender Morgenstern. Am späteren Abend steigt Mars im Nordosten empor. Der Rote Planet hält sich im Sternbild der Zwillinge auf und erscheint Anfang Oktober bald nach halb elf Uhr über dem Nordosthorizont. Jupiter istam frühen Abendhimmel als heller, leicht gelblicher Lichtpunkt tief im Südwesten zu sehen. Ein besonders schöner Anblick ergibt sich in den Morgenstunden des 7. Oktober, wenn sich die schmale Sichel des abnehmenden Mondes neben den Dreigestirn Venus - Regulus -Saturn erscheint. Am 28. Oktober endet die Sommerzeit und die Uhren müssen um 3.00 Uhr morgens um eine Stunde zurückgedreht werden.


Eine Brücke zwischen Forschung und Schule

Die Zukunft unseres Landes liegt in den Händen der Heranwachsenden. Wir brauchen Fachkräfte mit naturwissenschaftlichem Hintergrund und einer Sichtweise auf die Welt, die nicht einengt, sondern verbindet. Spezialisierung braucht deshalb gleichzeitig Verknüpfungen zwischen den Disziplinen, wie es die Lösung vieler aktueller Forschungsprobleme zeigt. Die Astronomie ist als faszinierende Wissenschaft ein „Magnet“ für das Schülerinteresse. Innerhalb der Naturwissenschaften nimmt sie eine besondere Stellung ein, weil sie nahezu alle Bereiche der Physik umfasst und zahlreiche Verbindungen zu Nachbardisziplinen herstellt. Viele astronomi­sche Phänomene erschließen sich erst im Zusammenwirken mit Informatik, Chemie, Biologie, Erdkunde, Geologie, Minera­logie und Meteorologie. Das Interesse an den Naturwissenschaften wird aus diesem Sinnzusammenhang heraus stark gefördert. In einer Welt zuneh­mender Spezialisierung hat deshalb die Astronomie heute noch am ehesten den Charakter einer Universalwissenschaft und erscheint besonders geeignet, um in der Schule eine integrative, Fächer verknüpfende Rolle zu spielen.

Das Interesse an den Naturwissenschaften, das Eindringen in deren Denkweisen und die Kunst der Verknüpfung verschiedener Inhalte kann bereits im frühen Kindesalter gefördert werden. Ist das Interesse einmal geweckt, sollte es in der weiteren Schullaufbahn darum gehen, neben der Förderung der Einzeldisziplinen auch die zahlreichen Verbindungen zwischen diesen nicht abbrechen zu lassen. Die Schule versucht, dieser Notwendigkeit Rechnung zu tragen. So wurden die folgenden Fächer neu eingeführt bzw. sind dabei, eingeführt zu werden: „Mensch, Natur und Kultur“ (MeNuK) in der Grundschule, „Naturphänomene“ in der Unterstufe (Klassen 5-6) und „Naturwissenschaft und Technik“ (NwT) in der Mittelstufe (Klassen 8-10). Allein schon diese Fächer haben einen wachsenden Bedarf an Angeboten, für den die Astronomie mit ihren integrativen Inhalten optimal geeignet erscheint. Um den Bedarf hier zu decken, haben sich zwei Initiativen in Heidelberg zusammengetan: die Astronomieschule an der Landessternwarte (ZAH), die von SAP unterstützt wird, und das Projekt Wissenschaft in die Schulen! (WiS!), welches auf Bestreben der Astronomiezeitschrift „Sterne und Weltraum“ (SuW) ins Leben gerufen wurde und von der Klaus-Tschira-Stiftung finanziert wird. Während das WiS!-Projekt monatlich Unterrichtmaterialien mit Verknüpfung zu den spannenden, aktuellen Themen aus SuW on-line stellt ( www.wissenschaft-schulen.de, werden diese Materialien im Rahmen von Workshops und Lehrerfortbildungen in der Astronomieschule an der Landessternwarte (ZAH) life angeboten. Anfragen dazu können an cscorza@lsw.uni-heidelberg oder wis.heidelberg@yahoo.de gerichtet werden.

Führungen:
Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de