Der Sternhimmel im September
Das Geheimnis der sieben Kuppeln
Dr. Cecilia Scorza,
Haus der Astronomie am MPIA Campus
1. Himmelsüberblick
September eignet sich sehr um den Sternhimmel zu beobachten: Die Sonnenuntergänge finden früher statt und die Nächte sind relativ warm, so dass man ohne große Ausstattung hinausgehen kann. Ein Blick nach oben zeigt, dass der Himmel im Süden noch vom Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler dominiert ist, auch wenn dieses Dreieck etwas nach Westen gerückt ist. Der Schwan, mit dem schönen Sternenhintergrund der Milchstraße, steht nun fast genau im Zenit. Östlich davon sehen wir noch das kleine, aber trotzdem markante Sternbild Delfin. Es liegt östlich von Atair im Adler. Südlich davon befindet sich das Sternbild Wassermann, wo zur Zeit der Ringplanet Uranus steht, und noch tiefer ist der Steinbock zu sehen. Charakteristisch für den kommenden Herbsthimmel ist das Auftauchen des Sternbild Pegasus, mit den vier hellen Sternen des Herbstquadrats und die Sternbilder der Andromeda-Sage: Andromeda, Cassiopeia, Cepheus, Perseus und Cetus.
2. Sternbild des Monates: Wassermann
Zeus, der Vater aller Götter, liebte alles was schön war. Deshalb war ihm auch die Schönheit Ganymeds, des Sohnes von König Tros, nicht entgangen. Zeus bedauerte es sehr, ihn nicht ständig um sich zu haben. Deswegen verwandelte er sich in einen Adler mit mächtigen Schwingen und flog hinunter zur Erde. Vorsichtig packte er den schönen Ganymed, der gerade durch den Garten seines Vaters spazierte, und trug ihn hinauf in den Olymp, den Wohnsitz der Götter hoch über den Wolken. Dort erwies Zeus Ganymed die große Ehre, den Göttern an ihrer Tafel das köstliche Getränk Nektar ausschenken zu dürfen. König Tros allerdings, der seinen Sohn schon überall vergeblich gesucht hatte, war untröstlich. Vor Kummer wurde er krank und wollte sterben. Das wollte Zeus nun aber dem armen König nicht antun. Er schickte den Götterboten Hermes hinunter zum König, der ihm berichtete, dass sein Sohn Ganymed von Zeus und allen Göttern geliebt werde und große Freude daran habe, ihr Mundschenk zu sein. Vor Begeisterung über Ganymeds Schönheit versetzte Zeus ihn als Sternbild Wassermann an den Himmel, um für alle Ewigkeit kundzutun, dass er der Liebling der Götter sei.
3. Mond und Planeten
Neumond ist am 8.9, Vollmond am 23.9. Merkur bittet in September eine recht gute Morgensichtbarkeit. Venus lässt sich schlecht sichten. Mars ist weger seiner Nähe zur Sonne nicht mehr zu sehen. Jupiter erreicht wie Uranus am 21. September im Sternbild Fischer die Opposition zur Sonne und ist daher sehr gut zu sehen. Saturn befindet sich im Sternbild Jungfrau und damit sehr nah an der Sonne. Neptun lässt sich im Sternbild Wassermann beobachten.
4. Die Landessternwarte - 112 Jahre Astronomie auf dem Königstuhl
Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl ist eine von der Universität Heidelberg betriebene Forschungssternwarte. Ihr ursprüngliches Instrumentarium stammte aus der 1774 gegründeten Mannheimer Sternwarte, die aufgrund der zunehmenden Verschlechterung der Beobachtungsbedingungen 1880 provisorisch nach Karlsruhe verlegt worden war. In der Folgezeit standen drei Standorte für die Errichtung einer neuen Sternwarte zur Diskussion, wobei man sich schließlich auf den Königstuhl einigte.
Im Sommer 1898 wurde die „Großherzogliche Bergsternwarte“ durch Großherzog Friedrich I. von Baden feierlich eingeweiht. Das astronomische Institut bestand zunächst aus zwei konkurrierenden Abteilungen, der astrophysikalischen unter Max Wolf und der astrometrischen unter Wilhelm Valentiner. Valentiner war bis 1880 Direktor der Mannheimer Sternwarte und hatte die Verlegung nach Karlsruhe initiiert. 1909, nach Valentiners Emeritierung, wurden die Abteilungen unter der Leitung von Max Wolf vereint.
Max Wolf hatte bereits als Schüler eine private Sternwarte im Garten seines Elternhauses in der Heidelberger Märzgasse errichtet, die er im Laufe der Zeit immer weiter ausbaute. Er optimierte die Astrofotografie und entdeckte auf fotografischem Wege einen Kometen sowie den Nordamerikanebel. Nach seiner Berufung zur Bergsternwarte gelang es Wolf, private Stifter für die Anschaffung leistungsfähiger Teleskope zu gewinnen, darunter die US-Amerikanerin Catherine Wolfe Bruce, welche zu Ende des 19. Jahrhunderts 10.000 US-Dollar spendete.
Hauptarbeitsgebiet der Sternwarte war zunächst die Untersuchung kosmischer Gasnebel sowie die Suche nach Kleinplaneten. Wolf, seine Mitarbeiter und Nachfolger entdeckten bis in die 1950er Jahre über 800 Kleinplaneten, darunter den 1906 zuerst gefundenen Trojaner Achilles. Im Laufe der Zeit wurden neue Teleskope angeschafft und Laboratorien errichtet. 1957 entstand das Happel-Laboratorium für Strahlungsmessungen.
Seit 2005 ist die Sternwarte nicht mehr Landesinstitut, sondern wurde zusammen mit dem Astronomischen Rechen-Institut (ARI) und dem Institut für Theoretische Astrophysik (ITA) der Universität Heidelberg in das neu gegründete Zentrum für Astronomie Heidelberg (ZAH) integriert und bildet somit einen Teil der Universität Heidelberg. Die Landessternwarte arbeitet heute auf den Gebieten der extragalaktischen und theoretischen Astrophysik, dem Gebiet der heißen Sterne sowie der Instrumentierung, und ist an mehreren internationalen Projekten der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, der deutsch-französisch-spanischen Organisation IRAM, der europäischen Südsternwarte (ESO) und der NASA beteiligt, derzeit insbesondere am Lucifer-Projekt für das Large Binocular Telescope.
INFO
Tag des Offenen Denkmals: Besichtigung der Landessternwarte am 12.09.
Am 12. September, Tag des offenen Denkmals, wird für Besucher das Geheimnis der sieben Kuppeln der Landessternwarte gelüftet. Zwischen 10:30 - 16:00 werden an der Sternwarte Führungen, Besichtigung der historischen Teleskopen, eine Kinderstation, Vorträge und Filme angeboten. Bei gutem Wetter besteht die Möglichkeit zu Sonnenbeobachtungen. Ein Verkaufsstand bietet astronomische Zeitschriften, Bücher, Postkarten, verschiedene Astronomie-Modelle und Materialien zum selber bauen. Näheres unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de
Die Astronomieschule e.V. an der Landessternwarte (ZAH) bietet wöchentliche Astronomieworkshops für alle Schulklassen sowie Lehrerberatung für Schulprojekte an. Nähere Information, Anfragen und Anmeldung erfolgen unter www.astronomieschule.org.